Gedanken und Herausforderungen sowie Wünsche des Präsidenten des Deutschen Fleischer-Verbands, Herbert Dohrmann, zum bevorstehenden Fest sowie zum Jahreswechsel.
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
es ist etwas mehr als zwei Monate her, dass wir uns bei unserem Verbandstag in Sinsheim sehr intensiv mit Zukunftsthemen beschäftigt haben. Ein besonders wichtiges Thema war dabei die Kennzeichnung der Haltungsformen der Schlachttiere und wie wir als Fleischerhandwerk auf die druckvollen Aktionen des Handels reagieren können.
Wer beim Verbandstag dabei sein konnte, wird sich erinnern, dass es schwierige Diskussionen waren, die wir geführt haben. Einige waren der Meinung, dass man hier keine Initiative ergreifen muss, andere sagten, jeder Betrieb muss selbst sehen, wie er sich aufstellt, und dann waren da noch diejenigen, die der Auffassung waren, dass wir mit dieser Diskussion viel zu früh dran sind.
Heute, nur zwei Monate später, wissen wir, wie richtig es war, dieses Thema in den Mittelpunkt zu stellen. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung ist festgehalten, dass schon im nächsten Jahr eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung kommen soll. Das Thema ist also auf der Tagesordnung, und das grün geführte Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft wird hier keine großen Kompromisse eingehen.
Es wird in unseren Reihen einige geben, die diese Nachricht derzeit noch mit Gelassenheit aufnehmen, weil sie gute Lösungen vorweisen können und erwarten, dass sie eine hochwertige Tierhaltung auszeichnen dürfen. Man kann nur hoffen, dass es tatsächlich so kommt. Es besteht die Gefahr, dass bei standardisierten Kennzeichnungsstufen mit vorgegebenen Kriterien gute Lösungen eben nicht oben, sondern ganz unten landen. Sie wundern sich vielleicht, dass ich in einer Neujahrsbotschaft dieses schwierige Thema aufrufe. Wenn man zum Fest und zum Jahreswechsel Grüße überbringt, beginnt man solch ein Schreiben üblicherweise nicht mit einem großen Problem, sondern schaut milde zurück und positiv nach vorne. Genau darauf will ich hinaus.
Es ist unsere Aufgabe, als Verband, aber auch für jeden einzelnen Betrieb, aufmerksam zu sein, welche Entwicklungen auf uns zukommen. Nur dann können wir rechtzeitig reagieren, entweder durch politische Aktivitäten oder durch unternehmerisches Handeln. Und es kommt eine beachtliche Menge an Neuerungen auf uns zu. Die Haltungskennzeichnung ist nur ein Punkt unter mehreren. Die Märkte sind in einer Art und Weise in Bewegung, wie wir das schon lange nicht mehr gesehen haben. Das gilt für die Landwirtschaft und die Energieversorgung, für Umweltauflagen und die Veröffentlichung von Kontrollergebnissen, für die Kontrolle der Schlachtung und vieles mehr. Wir werden als Verband ordentlich zu tun haben, dass das Fleischerhandwerk bei all dem nicht ins Hintertreffen gerät.
Und trotzdem der positive Blick nach vorne? Unbedingt! Wir sind Unternehmer und können deshalb auch in anspruchsvollen Zeiten eingreifen, steuern und gestalten. Wir können uns neuen Anforderungen stellen, das haben wir in der Vergangenheit oft genug bewiesen. Das wird uns auch jetzt gelingen, wenn wir es entschlossen genug anpacken.
Und wir haben einen starken Verband an unserer Seite. Das gemeinsame Handeln auf politischer Ebene und in der Öffentlichkeit hat uns gut durch die Corona-Krise gebracht. Das muss auch weiter so sein, denn die Pandemie ist noch immer nicht vorbei.
Diese Stärke und die vielen guten Kontakte, die wir auch zu den jetzt verantwortlichen Politkern aufgebaut haben, werden uns auch in anderen Themenfeldern sehr hilfreich sein. Wir können nicht alles verhindern, aber wir können dazu beitragen, dass erkannt wird, dass Fleischerhandwerk eben etwas anderes ist als Fleischindustrie und Billig-Discount. Je geschlossener unsere Reihen sind, je besser wir uns aufstellen und organisieren, desto besser wird uns das gelingen.
Da ist er also, der positive Blick nach vorne. Für 2022 wünsche ich uns allen, dass wir gut, gesund und erfolgreich durch das Jahr kommen. Alles Gute für Sie und alle, die Ihnen lieb und wert sind.
Ihr Herbert Dohrmann Dezember 2021
