Im Mai verbrachten zwei Allgäuer Auszubildende aus dem Fleischerhandwerk im Rahmen des Erasmus+ Mobilitätsprogramms ein zweiwöchiges Praktikum. Ein Auslandspraktikum sei eine Win-win-Situation, denn nicht nur die Auszubildenden profitieren davon, sondern auch der Ausbildungsbetrieb, ist Georg Greiff, Obermeister der Fleischer-Innung Allgäu, überzeugt. Ebenso wie Oberstudiendirektor Hans Etzler, Leiter der Staatl. Berufsschule III in Kempten sowie Impulsgeber des neuen Projekts an seiner Schule. Als Kompetenzzentrum für Nahrungsmittel-Berufe fördere man auch die Persönlichkeitsentwicklung der Azubis. Das lasse sich nicht nur mit dem Lehrplan erreichen, betont er.
Und so flogen der Metzger-Azubi Michael Roßkopf (Metzgerei Fischbach, Markt Rettenbach) und Fleischerei-Fachverkäuferin-Azubi Janine Steininger (V-Markt Mindelheim), beide im 2. Lehrjahr, nach Olot, nordwestlich von Girona in Katalanien. Aufgrund guter bestehender Kontakte stieß Hans Etzler bei einem Besuch dort das Praktikum an. Mit Unterstützung von Ulrike Beck, eigens für die Praktika als Mobilitätsberaterin bei der Handwerkskammer für Schwaben eingestellt, wurde es dann realisiert.
Verantwortung und Kreativität
Beide Erasmus+ Praktikanten wurden in der Familie ihres Ausbildungsbetriebs herzlich aufgenommen. Was sie sehr freute, war, dass ihr Können und ihre Fachkenntnisse hoch einschätzt wurden und sie in den Gastbetrieben nach kurzer Zeit relativ selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen durften. Der spanische Ausbildungsbetrieb ist auf Schweine spezialisiert und züchtet sie auch selbst.
In der Fleischverarbeitung stellte Michael Roßkopf große Unterschiede zu seinem Ausbildungsbetrieb fest. In Spanien erfolgt die Zerlegung der Schweine großzügiger und so gelangt auch mehr Fleisch in die Wurst. Beide Praktikanten nutzten die Gelegenheit, typische spanische Produkte kennenzulernen. Das funktionierte auch umgekehrt: Die von Janine Steininger kreierten Fleischspieße etwa kamen bei den Kunden so gut an, dass ihr Gastbetrieb sie ins Sortiment aufnehmen will.
Der gelungene Start hat alle Verantwortlichen überzeugt. Hans Etzler will das Angebot für Praktika nach Kräften ausbauen und eventuell auch Praktika in weiteren Ländern anbieten. Von Georg Greiff kam die Idee, ob nicht Inhaber von Ausbildungsbetrieben mitreisen sollten, um so Kontakte zu ausländischen Kollegen zu knüpfen. Das Fazit der beiden Azubis: Ein großartiges, positives Erlebnis, das ihnen viel gebracht hat, auch in ihrer persönlichen Entwicklung. Ein solches Praktikum können sie jedem Azubi empfehlen. Weitere Infos gibt Ulrike Beck, Tel. (0821) 3259-1401, E-Mail: ulrike.beck@hwk-schwaben.de.