Im Vorfeld ihrer Jahrestagung in Hamburg informierten BVWS – Bundesverband Deutscher Wurst- & Schinkenproduzenten e.V. und VDF (Verband der Fleischwirtschaft e.V.)auch über Produktionszahlen und Konsumverhalten. Die deutsche Fleischwirtschaft steht in einem schwierigen Umfeld. Die Schweinebestände sinken auch wegen der aktuellen Agrarpolitik der Bundesregierung stark. Weitere Gründe sind die inflationsbedingt schwache Nachfrage und der Exportstopp wegen der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen im Land. Rückläufig sind auch die Rinderbestände. Dies bedeutet für die Schlachtbetriebe ein geringeres Aufkommen von Schlachttieren und notwendige Anpassungen. Zugleich steigen in allen Stufen der Vermarktungskette die wirtschaftlichen Belastungen durch die Energiekrise sowie hohe Preise und Löhne.
Wurst- und Schinkenproduktion legt zu
Nach den schwierigen Pandemie-Jahren der steigerten die Wurst- und Schinkenproduzenten ihre Produktion 2022 leicht um 1,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Produktionsmenge der Vor-Corona-Zeit wurde noch nicht erreicht. Insgesamt wurden 1,399 Mio. t Wurstwaren (ohne Schinken) hergestellt. Inflationsbedingt stieg der Umsatz von 7,295 Mrd. Euro auf 8,499 Mrd. Euro (+16,5 %). Mit +2,3 % von 864.230 t auf 883.854 t legten Brühwürste als größter Produktbereich am stärksten zu. Bei Rohwürsten stieg die Produktionsmenge um 1,6 % von 331.985 t auf 337.134 t. Kochwürste legten um 0,7 % von 177.407 t auf 178.616 t zu. Gegenwärtig ist die Nachfrage durch den inflationsbedingten hohen Kostendruck auf die Privathaushalte gedämpft. Bedingt durch das meist höhere Preisniveau kämpfen Fleischersatzprodukte und Bioerzeugnisse mit schwierigen Marktverhältnissen und bleiben Marktnischen.
Fleischersatzprodukte
Der Absatz von Fleischersatzprodukten steigt zwar auch, der Anteil bleibt aber mit 2,5 % bezogen auf die nachgefragten Mengen an Fleisch, Wurst und Geflügel sehr gering. Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden 2022 104.300 t davon in Deutschland produziert (+ 6,5 % mehr als 2021). Deren Wert betrug 537,4 Mio. Euro. Der Wert der 2022 hergestellten Fleisch und Fleischerzeugnisse ist mit rund 42,4 Mrd. Euro knapp 80 mal höher.
Fleischverzehr rückläufig
Abgesehen von der aktuellen Kaufzurückhaltung ist der Verzehr von Fleisch laut Statistischem Bundesamt (Destatis) seit 2012 rückläufig und liegt im laufenden Jahr bei 51,7 kg/Kopf (2022: 52 kg). Während der Verzehr von Rindfleisch und Geflügelfleisch stabil ist, sank der Verzehr von Schweinefleisch seit 2012 um rund 10 kg auf voraussichtlich 28,5 kg/Kopf. Der Verzehr von Wurst und Schinken liegt bei rund 26 kg/Kopf. Der sinkende Fleischverzehr betrifft alle Fleischarten. Mit einem statistischen Pro-Kopf-Verzehr von 29 kg liegt Schweinefleisch trotz eines Rückgangs von 2,8 kg weiterhin an der Spitze. Geflügelfleisch belegt Platz 2 (12,7 kg; – 0,4 kg), gefolgt von Rindfleisch (8,7 kg; – 0,9 kg). Der Verzehr von Schaf- und Ziegenfleisch mit 0,6 kg und weiteren 1,0 kg anderer Fleischarten (insbesondere Innereien, Wild, Kaninchen) blieb relativ stabil.
Mit Sorge sehen Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe mögliche Folgen der verschiedenen nationalen gesetzlichen Regelungen, die gegenwärtig in Deutschland diskutiert werden. Die geplanten Alleingänge in der Gesetzgebung der Ampelkoalition erschweren den Zugang zum europäischen Markt, der für die Unternehmen und Beschäftigten der Branche von großer Bedeutung ist.