Alle drei Gewinner im Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau kommen in diesem Jahr von Bioland. Sie erhielten für Tierwohl first, Gemüse-Züchtung für alle und perfekte Verzahnung auf der Grünen Woche in Berlin von Agrarminister Cem Özdemir die entsprechende Auszeichnung. „In diesen unruhigen Zeiten ist es besonders wichtig, dass Werte keine Lippenbekenntnisse bleiben, sondern von denen, die sie vertreten, auch wirklich gelebt werden. Dass das gelingen kann zeigen die drei ausgezeichneten Höfe: Die Menschen auf dem Haslachhof machen sich stark für den lokalen Umweltschutz, auf dem Bioland-Hof Christiansen betreibt man Gemüse-Züchtung für alle und auf dem Gut Fahrenbach unternimmt das Team besondere Leistungen für einen höchstmöglichen Tierwohl-Standard“, sagte Bioland-Vizepräsidentin Sabine Kabath.
Gut Fahrenbach, Witzenhausen
Hessen: Vielfalt, Tierwohl und gutes Handwerk, diese Werte werden hier großgeschrieben. Sarah und Sven Gabriel übernahmen den Hof 2017 und entwickelten ihn dynamisch weiter. Das Herzstück des Betriebs ist eine Aberdeen Angus-Herde mit knapp 200 Tieren. Neben einer ausgedehnten Weidehaltung der Mutterkuhherde von April bis November legen die Betriebsleiter großen Wert auf eine möglichst stressfreie Tötung der Tiere, die in gewohnter Umgebung auf dem Betrieb in einer speziellen Box erfolgt. Auch die weitere Verarbeitung findet auf dem Betrieb statt. Dafür wurde eine komplette Bio-Metzgerei mit Kühlräumen aufgebaut. Als besondere Leistungen sieht die Jury den Ansatz zur stressarmen Tötung der Rinder auf dem Betrieb und das Konzept zur Verwertung, Verarbeitung und Vermarktung von Bio-Fleisch in regionalen Kreisläufen.
Haslachhof, Löffingen
Baden-Württemberg: Ackerbau auf 470 Hektar, eine Mutterkuhherde mit 90 Tieren und eine Biogasanlage mit einer flexiblen Leistung von 2,6 Megawatt – Der Haslachhof ist ein echter Gemischtbetrieb. Das Besondere: Dem Betriebsleiterpaar Wolfram und Eva Wiggert gelang es, die einzelnen Bereiche optimal zu verzahnen und die Erzeugung nachhaltig zu gestalten. So stammen etwa über 90 % des Substrats für die Biogasanlage von eigenen Flächen. Den größten Teil machen Luzerne-Kleegras, Wiesengras, Zwischenfrüchte und der Mist der Mutterkuhherde aus. Die Biogasanlage deckt den Strombedarf von etwa 4.000 Einwohnern der nahegelegenen Stadt Löffingen. Die Abwärme der Anlage wird zu 100 % in das Nahwärmenetz der Stadt eingespeist. Dass die Weiterentwicklung hier Programm ist, zeigt der nächste Schritt der Familie. Bald geht eine Agri-Photovoltaik-Anlage mit vier Megawatt Leistung auf einer Fläche des Betriebs ans Netz.
Christiansens Bioland-Hof, Silberstedt
Schleswig-Holstein: Gemüsezüchtung ist ein schwieriges Feld. Sie wird dominiert von konventionellen Zuchtunternehmen, die überwiegend nicht samenfeste, also nicht nachbaufähige, Sorten anbieten. Zudem kommen vor allem bei Kohlarten wie Blumenkohl und Brokkoli, gentechnische Verfahren zum Einsatz, die im Ökolandbau nicht zugelassen sind. Um auch Bio-Betrieben züchterischen Fortschritt ohne Gentechnik zu ermöglichen, ging der Bio-Gemüsebaubetrieb Christiansen 2009 dazu über, neben dem Erwerbsanbau auch eine eigene, praxisnahe ökologische Gemüsezüchtung aufzubauen. Das große Engagement des Betriebs für die ökologische Züchtungsarbeit wurde von der Jury besonders hervorgehoben. Der Hof leiste einen wichtigen Beitrag, um der Abhängigkeit von marktdominierenden Großunternehmen entgegenzuwirken. In einem schwierigen Umfeld habe man dabei viele Erfolge erzielt. Das sei eine große Pionierleistung, die eine besondere Anerkennung verdiene.
Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau: Seit 2001 zeichnet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Betriebe aus, die mit besonderen und wegweisenden Konzepten erfolgreich ökologisch wirtschaften. Die Landwirtinnen und Landwirte können sich für den Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau bewerben oder vorgeschlagen werden. Eine unabhängige Jury wählt unter den Betrieben die Sieger aus, von denen in diesem Jahr jeder ein Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro erhält.