Bio-Gut Rosenthal zieht eigene Bruderhähne auf
Sechs Monate lang wurde der Stall nach Bioland-Vorgaben umgebaut, im Oktober 2021 konnten nun die ersten 9.600 Küken einziehen. Ab sofort zieht das Bio-Gut Rosenthal seine eigenen Bruderhähne auf – und das in Bioland-Qualität. Die männlichen Küken wachsen beim Vertragspartner, dem Engelnhof in Papenburg, auf. Ein Meilenstein, denn bisher konnte das Bio-Gut die Aufzucht männlicher Küken nur finanziell in anderen Aufzuchtbetrieben deutschlandweit unterstützen, aber nicht nach eigenen Vorgaben aufziehen.
„Mit der neuen Aufzuchtstelle schaffen wir uns eine eigene Kreislaufwirtschaft, denn wir ziehen zu jeder Legehenne das Brudertier auf und nutzen anschließend das Fleisch zur Weiterverarbeitung“, erklärt Jonathan Gauer (Bild o.), Geschäftsführer des Bio-Guts Rosenthal. Auf dem Engelnhof wachsen die Bruderküken 100 Tage unter kontrollierten Bioland-Bedingungen auf und werden danach zu Convenience-Produkten wie Currywurst oder Bolognese verarbeitet.
Aufwendiger Stall-Umbau
Für die Aufzucht der Bruderküken hat der Milchkuh- und Käsebetrieb Engelnhof die Stallanlage einer benachbarten ehemaligen Entenmast gekauft. Um die Tiere entsprechend der Bioland-Richtlinien halten zu können, musste Engelnhof-Besitzer Ludger Engeln mit seinem Team den konventionellen Stall aufwendig umbauen.
Der Umbau hat sechs Monate in Anspruch genommen und rund 120.000 Euro gekostet. „Der Aufwand hat sich gelohnt: Es ist großartig zu sehen, dass sich die Küken wohl fühlen. Dank des großen Stalls und der zahlreichen Pick- und Scharrmöglichkeiten sind die Tiere sehr aktiv und es kommt kaum zu Auseinandersetzungen“, berichtet Ludger Engeln.
Mit Grünauslauf und Wintergarten
Die größte bauliche Herausforderung war es, den 1.236 Quadratmeter großen Stall in verschiedene Bereiche zu teilen. In zwei separaten Ställen leben nun jeweils 4.800 Küken. Der Bioland-Verband setzt zum Beispiel einen Wintergarten als Kaltbereich voraus, in dem die Tiere fressen und sich beschäftigen können. Ein beheizter Warmbereich dient den Tieren als Rückzugs- und Ruhebereich. In sandgefüllten Mörtelkübeln können die Hähne scharren und auf Holzleitern erhöht sitzen.
Nach 50 Tagen dürfen die Bruderküken den Grünauslauf nutzen. „Es ist schön zu sehen, dass die Stallanlage den Bedürfnissen der Tiere gerecht wird. Im Außengehege können sich die Hähne unter Bäumen und Sträuchern verstecken, das würden sie in ihrem natürlichen Lebensraum auch machen“, so Ludger Engeln.
Hahnenfleisch für Bioland-Convenience-Produkte
Die Brüder der Legehennen setzen genetisch bedingt langsamer Fleisch an als Masthähne. Daher dauert die Aufzucht der Küken etwa dreimal so lang, bevor sie geschlachtet werden können. Das Bio-Gut Rosenthal finanziert bereits seit 2017 über einen Mehrpreis bei den Eiern die Aufzucht männlicher Küken und setzt sich damit gegen das Kükentöten direkt nach dem Schlupf ein. Aus dem Fleisch der hauseigenen Bruderhähne sollen neue Convenienceprodukte entstehen. Diese werden gerade entwickelt und sollen demnächst bei ausgewählten Handelspartnern und über einen Onlineshop angeboten werden.