RAL fordert mehr Klarheit im Kennzeichnungsdschungel
Reichten früher ein schönes Design und knackige Slogans aus, um Konsumenten Lebensmittelprodukte im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen, bedarf es heute mehr. Gerade bei Fleischprodukten möchten Verbraucher immer genauer wissen, was sie da eigentlich kaufen. Ein Kundenverhalten, das eine ganze Reihe von Labels und Kennzeichnungen auf den Markt gebracht hat, die in ihrer Summe eher verwirren als für Klarheit zu sorgen. „Hilfreich wäre eine eindeutige und transparente Kennzeichnung“, heißt es in einer Pressemitteilung des RAL Deutschen Instituts für Gütesicherung und Kennzeichnung e. V.
Ob aus moralischen, gesundheitlichen oder Klimaschutzgründen – seit Jahren sinke der Pro-Kopf-Fleischkonsum kontinuierlich. Anstatt wahllos Wurst, Steaks und Hähnchenbrustfilets zu kaufen, werde genauer hingeschaut.
Schon jetzt dreierlei Tierwohl
Viele Konsumenten möchten wissen: Ist das Fleisch bio? Wo kommt es her? Wurde das Tier artgerecht gehalten und erfolgte die Schlachtung schonend? Fragen, auf die im Laufe der Zeit mit immer wieder neuen Kennzeichnungen reagiert worden sei, sodass die Liste der Labels lang ist. So gebe es mit dem Neuland-Siegel, dem Tierschutzlabel und der Initiative Tierwohl gleich drei verschiedene Tierwohlkennzeichnungen, die bessere Haltungsbedingungen für Tiere versprechen.
Hinzu komme die vierstufige, farbige Haltungsform-Kennzeichnung, die ab diesem Sommer um eine weitere Stufe ergänzt werden soll. Konkret heiße das, dass die aktuell höchste Haltungsform-Stufe 4 (Premium) aufgeteilt wird. Habe sie bisher auch Bio-Ware umfasst, gebe es mit der neuen Stufe 5 bald eine eigene dunkelgrüne Kennzeichnung für Bio-Produkte. Dabei seien bereits zahlreiche Bio-Labels der Verbände Demeter, Bioland und Naturland vorhanden.
Siegel-Dschungel lichtet sich nicht
Und ein Ende der Siegel-Entwicklung und -Vergabe scheint nicht in Sicht: So müssen Supermärkte mit Frischetheke und Metzgereien seit 1. Februar 2024 verpflichtend kennzeichnen, woher das Fleisch von Schwein, Schaf, Ziege und Geflügel stammt. Außerdem werde 2025 ein weiteres staatliches Tierhaltungslabel mit fünf Kategorien eingeführt. Das gelte zunächst nur für frisches Schweinefleisch und werde nach und nach auf verarbeitete Produkte, Gastronomie, Rind und Geflügel ausgeweitet. Dieses könne parallel zur bestehenden freiwilligen Haltungsform-Kennzeichnung genutzt werden.
Angesichts dieser Vielzahl an Labels sei es für Verbraucher schwer, den Über- und Durchblick zu behalten. Anstelle von mehr Orientierung gebe es mehr Fragen: Welche Kennzeichnungen liefern nun wirklich verlässliche Informationen hinsichtlich Tierschutz, Umwelt und Qualität? Und welche Prüfkriterien stecken dahinter?
„In Anbetracht dieses undurchsichtigen Kennzeichnungsdschungels denken wir, dass es Zeit für eine einheitliche und transparente Kennzeichnung wird, die für alle Fleischprodukte gilt und klare Informationen über Herkunft, Tierhaltung und Produktionsbedingungen liefert“, erklärt RAL-Hauptgeschäftsführer Rüdiger Wollmann (Bild o.). Er ergänzt, dass im Idealfall sämtliche Angaben so klar und verständlich kommuniziert seien, dass Konsumenten schon auf den ersten Blick erkennen könnten, welches Produkt den eigenen Anforderungen an Nachhaltigkeit, Tierwohl und Qualität entspricht.
Kennzeichnungsexpertise seit 1925: Das ist RAL
Seit fast einem Jahrhundert verlassen sich Verbraucher, Unternehmen und öffentliche Auftraggeber auf RAL-Kennzeichnungen. Die Geschäftsbereiche RAL Gütezeichen, RAL Farben, RAL Umwelt und RAL Logo Lizenz beschäftigen sich in unterschiedlichster Weise mit Kennzeichnungen. Sie leisten damit einen Beitrag zum Verbraucherschutz.
Neben rund 150 anerkannten RAL-Gütezeichen und mehr als 2.500 eindeutig definierten Farbtönen ist RAL zuständig für die Vergabe, Marktüberwachung und Missbrauchsverfolgung des Blauen Engel, des EU Ecolabel, des Testlogos der Stiftung Warentest und des Grünen Knopfs, des ersten staatlichen Zeichens für nachhaltige Textilien. Seit dem Frühjahr 2023 hat RAL zusätzlich die Aufgabe des Regulators für den Nutri-Score in Deutschland übernommen.