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Fleischbranche

BVDF: Große Herausforderungen

Datum: 18.06.2021Quelle: | Foto: Colourbox.de/Artem Merzlenko Ort: Bonn

Der Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie e.V. (BVDF) zieht eine Zwischenbilanz des Corona-Jahres 2020 und sieht die Fleischbranche vor großen Herausforderungen. Die Covid-19-Pandemie und die damit verbundene Schließung von gastronomischen Einrichtungen sowie die Absage von Großveranstaltungen führten zu erheblichen Absatzeinbrüchen. Allerdings zog gleichzeitig die Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel deutlich an, da durch Lockdown, Homeoffice und Schulschließungen private Einkäufe zeitweise stark zulegten. Zugleich war es für die Unternehmen schwierig, Produktion und Logistik durch das Pandemiegeschehen aufrecht zu erhalten. Der vorläufige Nettoumsatz betrug im Jahr 2020 20.456 Mrd. € gegenüber 20.716 Mrd. € im Vorjahr. Das entspricht angesichts schwieriger Rahmenbedingungen einem leichten Minus von 1,3 %.

Geringerer Fleischkonsum

Im zurückliegenden Jahr sank der Fleischverzehr nach Angaben des Stat. Bundesamtes von 58,08 auf 57,33 kg/Kopf. Diese Entwicklung ist auf die Kaufzurückhaltung bei Schweinefleisch von 33,78 kg (2019) auf 32,84 kg (2020) zurückzuführen. Beim Verzehr von Rindfleisch von 9,81 kg im zurückliegenden Jahr (2019: 9,84 kg) und Geflügelfleisch von 13,26 kg (2019: 13,09 kg) gab es nur geringfügige Veränderungen, der Rest entfällt auf andere Fleischsorten.

Wegfall von Zeitarbeit trifft familiengeführte Betriebe

Mitte 2020 sorgten hohe Infektionszahlen bei Mitarbeitern großer Schlachtbetriebe für eine sozialpolitische Diskussion über die Werk- und Zeitarbeit, die zum Verbot dieser Form der Arbeitserledigung in der Fleischwirtschaft mit Ausnahme der Handwerksbetriebe führte. Insbesondere der künftige Entfall der Zeitarbeit fügt familiengeführten, regionalen Verarbeitungsunternehmen, deren Arbeitsverhältnisse nicht mit denen großer Schlachtbetriebe zu vergleichen sind, schweren Schaden zu. Auch in ländlichen Gebieten fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, eine ausreichende Zahl von Mitarbeitern zu finden. Künftig ist es nun nicht mehr möglich, bei Auftragsspitzen (Grillsaison, Weihnachten, etc.) die Belegschaft mit dem Instrument der Zeitarbeit vorübergehend zu unterstützen, wie das in allen Bereichen der Wirtschaft weiterhin üblich ist.

Afrikanische Schweinepest

Während sich die private Nachfrage im weiteren Jahresverlauf beruhigte, sorgten das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und damit verbundene Einfuhrverbote in wichtigen außereuropäischen Märkten für Turbulenzen am Rohstoffmarkt. Im Jahr zuvor hatte noch das Auftreten der ASP in China für einen weltweiten Nachfragesog und zu entsprechend hohen Preisen geführt. Unabhängig von der ASP ist die Produktion von Schweinefleisch in Deutschland seit Jahren rückläufig. Langfristige politische Perspektiven, die kritische gesellschaftliche Diskussion über die landwirtschaftliche Erzeugung und eine nachlassende Nachfrage nach Schweinefleisch bestärken Bauern, aus der Produktion auszusteigen. Trotzdem liegt die Erzeugung von Fleisch in Deutschland rechnerisch weiterhin über dem Eigenverbrauch.

New Deal nötig

Sarah DhemNach den zurückliegenden schwierigen Monaten mit großen Herausforderungen scheinen sich die Rahmenbedingungen für die Fleischwarenindustrie langsam zu normalisieren, sodass die Fleischbranche insgesamt optimistisch in die Zukunft schauen kann. „Wir sollten die zurückliegende Krise nutzen, die Solidarität aller Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft, vom Landwirt über die Verarbeiter bis zum Handel, und deren Beschäftigten zu konsolidieren und gemeinsam einen New Deal voranzutreiben. Dazu müssen sich Politik, Produzenten und Verarbeiter, Handel und Konsumenten zusammensetzen und gemeinsam beraten, wie Themen wie Tierwohl, Qualität und Lebensmittelsicherheit, Umwelt und Regionalität und eine höhere Wertschätzung von Fleisch und Wurst wieder stärker in der Gesellschaft verankert werden können. Es geht um nichts weniger als eine gemeinsame Vision von unserem zukünftigen Umgang mit Fleisch und Wurst mit Respekt vor der Natur und den Tieren, von denen wir leben“, betont BVDF-Präsidentin Sarah Dhem.

Im Profil: Der Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie e.V. (BVDF) in Bonn vertritt die Interessen der Unternehmen der Fleischwarenindustrie. Die Hersteller von Wurstwaren, Schinken und Convenience-Erzeugnissen zählen mit einem Umsatz von rund 20 Mrd. € und etwa 65.000 Mitarbeitern im Jahr 2021 zu den führenden Branchen der deutschen Ernährungsindustrie.

Marco Theimer

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