Das Taschenbuch „Esst mehr Worscht“ von Klaus Reichert ist keine ironisch gemeinte Aufforderung, sondern eine spannende Zeit- und Familiengeschichte sowie Hommage ans Metzgerhandwerk. Ein wichtiges Buch in einer beunruhigenden Zeit. Ein Blick zurück kann helfen, die richtigen Antworten für die Zukunft zu finden. „Esst mehr Worscht“ ist der lebenskluge Rat der betagten Metzgersfrau Friedel, die ihren Enkeln nicht nur daumendick, mit Wurst belegte Brötchen mit auf den Weg gegeben hat.
Familienbetrieb mit Tradition
Den bzw die Leser*in erwarten gute Gedanken über die Wertschätzung unseres Essens und warum Fleischessen kein Ernährungsirrtum ist. Klaus Reichert wächst mit seinem Bruder Thomas in der Metzgerei auf, die seine Großeltern gegründet haben – und die ihr Vater mit Leib und Seele weiterführte. Ein Familienbetrieb mit Tradition, in dem Arbeit und Leben ineinander übergingen. Nur zu gut erinnert er sich an die Geräusche der Wurstmaschine morgens um 5 Uhr, an die Fleischfachverkäuferinnen in Kittelschürze, an ihren Geruch aber auch an ihre Herzlichkeit. Außerdem an das Kühlhaus, in dem die geschlachteten Tiere hingen.
Mutproben und mehr
Ein Auszug: „Die Welt meiner Kindheit war eine Metzgerei. Ein Laden, eine Wurstküche, ein Hof, unsere kleine Wohnung, ein Kinderzimmer, das ich mir mit meinem Bruder Thomas teilen musste. Von außen betrachtet ein romantischer Familienbetrieb, wo Arbeit und Leben ineinander übergingen. Wir spielten Verstecken zwischen speckigen Schweinehälften und rosigen Rindervierteln, wir bewarfen uns mit Kuhaugen und steckten unsere Arme als Mutprobe bis zur Schulter in blutverschmierte Eimer randvoll mit müffelndem Rinderpansen, glibberigen Kuhdärmen und qualligen Schweinelungen. Wir hatten eine wunderschöne Kindheit. Sie war schön und schrecklich zugleich.“
Hier der Link zum Buch: https://www.harpercollins.de/products/esst-mehr-worscht-die-welt-von-hinter-der-fleischtheke-9783365000250
Zum Autor: Klaus Reichert wuchs in einer Metzgerfamilie auf. Der Schriftsteller war Moderator beim Radio und hat als Consultant Unternehmen beraten (u.a. ein Bestattungshaus). Zudem gehört er zu den Gründern der Künstlergruppe Gotensieben, deren Ausstellung „Metzgerei Seele & Söhne“ große Beachtung fand. Mit seinem Bruder Thomas, der den Familienbetrieb übernahm, verbindet ihn eine enge Beziehung.