Mit Notfallplan durch die Corona-Pandemie, seit November 2020 ASP-frei
Nach der Talfahrt ein Jahr zuvor haben die belgischen Schweinehalter ihre Herden 2020 um 2,2 Prozent auf 6,2 Mio. Tiere aufgestockt. Damit haben sie das beste Ergebnis seit fünf Jahren eingefahren. Per Notfallplan wurde die belgische Fleischwirtschaft relativ sicher durch die Pandemie gelotst, so dass die Vorjahresschlachtzahlen um vier Prozent auf 11,15 Mio. Schweine gestiegen sind. Infolge der höheren Schlachtgewichte ist die Schweinefleischerzeugung nach Angaben des Agrar-Marketing-Büros VLAM um 5,8 Prozent auf 1,1 Mio. Tonnen in die Höhe geklettert.
Aufgrund des hohen Selbstversorgungsgrades von 220 Prozent ist die belgische Schweinefleischwirtschaft stark exportorientiert. Trotz Corona-Pandemie und ASP-Status passierten 792.276 Tonnen Schweinefleisch die belgischen Landesgrenzen, das sind 2,1 Prozent mehr als vor Jahresfrist.
Deutschland führt das EU-Ranking von Belgien an
90 Prozent der Exportmengen oder 714.739 Tonnen werden im innergemeinschaftlichen Handelsverkehr abgesetzt. Das Ranking der wichtigsten EU-Destinationen wird traditionsgemäß von Deutschland angeführt, das seine Einfuhrvolumen im Corona- und ASP-Jahr 2020 allerdings um 8,5 Prozent auf 208.096 Tonnen zurückschraubte. Während sich die Exportmengen nach Polen mit 195.313 Tonnen in etwa auf dem Vorjahresniveau stabilisierten, verbuchten die Ausfuhren in die Niederlande ein Wachstumsplus von knapp neun Prozent auf 101.379 Tonnen.
Am 20. November 2020 hat die Europäische Kommission Belgien für ASP-frei erklärt. Einen Monat später wurde der Status der ASP-Freiheit von der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) bestätigt.
Bereits im Vorfeld hatten einige Drittländer den Weg für die Schweinefleischeinfuhr wieder freigemacht, so dass die belgischen Drittlandsausfuhren 2020 an Fahrt gewannen und um 7,3 Prozent auf 77.537 Tonnen gestiegen sind. Das neue Drittland Großbritannien sicherte sich mit rund 25.700 Tonnen gleich den ersten Platz auf der Rangliste der wichtigsten Drittlandskunden. Auf den weiteren Plätzen folgen die einstige britische Kronkolonie Hongkong mit 11.321 Tonnen (+ 14,4 Prozent) sowie die Elfenbeinküste mit 10.112 Tonnen (+ 37 Prozent).
Minus beim Rindfleisch vor allem EU-bedingt
Im Gegensatz zur Schweinehaltung verbuchte die belgische Rinderhaltung laut amtlicher Erhebung im vergangenen Jahr ein Minus von 1,7 Prozent auf 2,33 Mio. Tiere. 783.000 Rinder wurden der Schlachtbank zugeführt, ein Minus von 6,6 Prozent gegenüber 2019. Infolgedessen reduzierte sich die produzierte Rindfleischmenge um 3,5 Prozent auf 255.000 Tonnen. Die belgischen Fleischlieferanten haben 2020 weltweit 158.767 Tonnen Rindfleisch abgesetzt und damit die Vorjahresmengen um 7,6 Prozent unterschritten.
Knapp 90 Prozent des belgischen Außenhandels mit Rindfleisch oder 140.853 Tonnen ging auf das Konto der EU-27; damit reduzierten sich die Mengen im innergemeinschaftlichen Handelsverkehr um glatte zehn Prozent gegenüber 2019. Hauptkunde Niederlande orderte in der Pandemie mit 49.243 Tonnen oder einem Minus von 17,2 Prozent deutlich weniger Ware als vor Jahresfrist. Gleichzeitig sank der Einfuhrbedarf Frankreichs um drei Prozent auf 37.210 Tonnen. Auch Deutschland drosselte seine Mengen, und zwar um 9,6 Prozent auf 24.671 Tonnen.
Auf Drittlandsmärkten erfreute sich Rindfleisch aus Belgien mit einem Exportplus von 16,8 Prozent auf 17.914 Tonnen hingegen wachsender Beliebtheit. Wichtigste Kunden sind die Elfenbeinküste, Ghana und Großbritannien.