Erstmals informierten sich Bayerns Metzger auf Einladung des Fleischerverband Bayern im Rahmen einer digitalen Obermeistertagung über aktuelle und künftige Herausforderungen. Ein „kleines Virus mit großer Wirkung“ habe zu vielen Veränderungen im Metzgerhandwerk geführt. Eine davon ist, „dass unser Handwerk ein weiteres Stück digitaler geworden ist“, unterstrich Landesinnungsmeister Konrad Ammon und begrüßte auch den Ehrenlandesinnungsmeister Georg Kleeblatt. Konrad Ammon sprach in seiner Rede vor allem die Themen Kundenkommunikation, aber auch die zusätzlichen bürokratischen Belastungen durch die Corona-Krise an. Beispielhaft nannte er die 20-m²-Regelung. „Wir müssen uns nun aber auch darüber im Klaren sein, dass es eine Welt ohne Corona so schnell nicht mehr geben wird. Es nützt nichts, alte Zeiten herbeizusehnen – so gerne wir das alle möchten“, betonte er.
Heiße Eisen in der Diskussion
Neben Corona beschäftigen das bayerische Metzgerhandwerk aktuell die explodierenden Rohstoffpreise und die Bundestagswahl im Herbst. Konrad Ammon verdeutlichte, dass man die Positionspapiere des DFV und des ZDH unterstützt. Eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch und Wurst von 7 auf 19% lehnt der Verband ab. Ebenso sind politische Maßnahmen zur Schaffung wirtschaftsgerechter Energiepreise notwendig. Auch das Thema Mobilität und Verkehrspolitik beobachte man genau. „Schließlich müssen wir dafür sorgen, dass unser Personal zur Arbeit kommt. Der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel reicht nun mal nicht bis in jedes Dorf und dann fahren Bus und Bahn auch nicht unbedingt zu den Zeiten, zu denen wir anfangen zu arbeiten. Da ist man einfach auf das Auto angewiesen.“ Insofern lehne man auch das Verbot von Verbrennermotoren ab.
Das Metzgerhandwerk spricht sich ebenfalls für die Beibehaltung des verminderten Steuersatzes für gastronomische Leistungen über das Jahr 2022 hinaus aus. Das wäre ein wichtiges Signal für Betriebe, die stark im gastronomischen Bereich tätig sind. Bayerns Landesinnungsmeister hielt fest: „Wir stehen vor einem heißen Herbst, der einige Richtungsentscheidungen für das Metzgerhandwerk bringe.“ Er forderte daher alle auf, an Abgeordnete vor Ort heranzutreten, die Standpunkte des Handwerks klar zu machen und dementsprechend wählen zu gehen. Der Verband leiste dabei Unterstützung und wird ebenso mit so vielen Abgeordneten und Kandidaten wie möglich sprechen.
Keine Teilnahme an IHM 2022
Geschäftsführer Lars Bubnick berichtete über die Arbeit der Verbandsgeschäftsstelle. Ebenso legte er die Planung für die Handwerksmesse 2022 in München vor, die aufgrund verschiedener Faktoren zahlreiche finanzielle Risiken biete. Die Versammlung gab nach einer kurzen Diskussion dazu ein klares Votum ab und entschied sich gegen die Teilnahme 2022. „Auch wenn es uns weh tut, dass das Metzgerhandwerk nicht mit der gewohnten Präsentation auf der IHM vertreten sein wird, aber diese Entscheidung war eben notwendig. Wir stehen zur IHM, aber wir können den Mitgliedern kein finanzielles Fass ohne Boden zumuten“, fasste er das Votum zusammen.
Danach gab Svenja Fries, die stv. Geschäftsführerin des Verbandes, einen Überblick zu aktuellen Themen im Lebensmittelrecht. Anschließend berichtete Schulleiter Anton Schreistetter über die laufenden Kurse der Fleischerschule Augsburg sowie geplante Maßnahmen.
Zum Schluss der Tagung dankte Konrad Ammon den Mitgliedern und dem Hauptamt dafür, dass die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten wie die Metzger App, der wöchentliche Infodienst oder die Sonderrundschreiben so intensiv genutzt werden. Er freue sich deshalb auf den neuen Podcast des bayerischen Metzgerhandwerks und unterstrich: „Wir bayerischen Metzger sind Genusshandwerker und deshalb gibt es jetzt auch Genuss aufs Ohr.“