Das Deutsche Tierschutzbüro hat für das erste Halbjahr 2019 bereits knapp 30 schwere Unfälle von Tiertransporten allein in Deutschland registriert und fordert Bund, Länder und die EU dazu auf, Lebendtiertransporte komplett zu verbieten.
Todesfälle häufen sich
Obwohl die Dunkelziffer noch wesentlich höher sein dürfte, sind allein bei den 29 bekannten Fällen – im Durchschnitt ein Unfall pro Woche – mehr als 250 Schweine, mehrere Rinder und einige Tausend Hühnern ums Leben gekommen. Mehrere besonders schwere Unfälle hatten auch menschliche Todesfälle zur Folge. Der größte Teil der Unfälle geschah dabei in Nordrhein-Westfalen. Das Deutsche Tierschutzbüro sieht in den Vorfällen einen erneuten Beweis, dass ein Ende des heutigen Systems der Massentierhaltung unumgänglich ist und fordert im ersten Schritt die Beendigung von Lebendtiertransporten, um das Leid von Tieren unverzüglich zu lindern.
„Tiertransporte sind schon ohne Zwischenfälle eine der großen Ursachen für Tierqual im grausamen System der Massentierhaltung. Die unglaubliche Anzahl an Unfällen macht das Ganze noch unerträglicher. Ein Ende von Lebendtiertransporten wäre nur ein kleiner aber wichtiger erster Schritt, zu weniger Tierleid“, so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros.
Verkehrsunfälle mit der Beteiligung von Tiertransporten erscheinen regelmäßig in der medialen Berichterstattung, dabei gelangen nicht einmal alle Vorfälle in die Öffentlichkeit. Die Unfallursachen liegen meistens bei Fahrfehlern, die aus unterschiedlichen Gründen zustande kommen, oder technischen Defekten des Fahrzeugs. Die Tiere werden entweder beim Unfall direkt, oder durch den Ausbruch aus dem verunglückten Transporter verletzt oder getötet. Oft müssen Veterinäre verletzte Tiere im Anschluss nottöten. Ein großer Teil der Unfälle der letzten Wochen geschahen durch eine wahrscheinliche Kombination aus Fahrfehlern und technischem Defekt, die zur Ablösung der Anhänger bei falsch durchgeführten Wendemanövern führten.
Verstöße
Tiertransporter fallen bei Kontrollen auch immer wieder durch Verstöße gegen die Vorschriften in Hinblick auf Versorgung und gesundheitlichen Zustand der Tiere und Hygiene auf. Besonders bei den hohen Temperaturen des derzeitigen Sommers haben Tiere bei Transporten extrem unter der Hitze und zu schlechter Wasserversorgung zu leiden.
„Bis Lebendtiertransporte endlich der Vergangenheit angehören, brauchen wir strengere Sanktionen gegen die Verantwortlichen. Es kann nicht sein, dass Auftraggeber, Speditionen und Fahrer immer wieder für vermeidbare Unfälle und schlechte Versorgung verantwortlich sind und sich nichts ändert. Hier brauchen wir empfindsamere Strafen und bessere Kontrollen“, fordert Jan Peifer.
Tägliches Tierleid
Tiertransporte sind ein elementarer Bestandteil des Systems der Massentierhaltung und auch ohne Zwischenfälle für Tierleid verantwortlich. Schweine, Rinder, Geflügel, Schafe und viele mehr werden nicht ausschließlich zur Schlachtung transportiert. Auch Aufzucht und Mast findet meist an unterschiedlichen Orten, nicht selten in verschiedenen Ländern statt. Innerhalb der EU werden so jährlich Milliarden an Tieren über tausende Kilometer weit transportiert, hunderttausende Tiere werden auch in Länder außerhalb der EU verfrachtet. Regelmäßig kommt es neben Platzmangel, Unterversorgung und nicht eingehaltenen Ruhephasen zu schweren Verletzungen und tödlichen Auswirkungen auf diesen Fahrten.
Petition zur Abschaffung
Momentan diskutiert auch der Deutsche Bundestag über gesetzliche Änderungen bei Tiertransporten. Das Deutsche Tierschutzbüro hatte ihm Rahmen seiner Aufklärungskampagne „TRUCK YOU – Tiertransporte schmecken nicht!“ im Jahr 2018 eine Petition zur Abschaffung von Tiertransporten, gerichtet an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Vytenis Andriukaitis, EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, gestartet und im März 2019 mit über 85.000 Unterschriften übergeben. Neben direkten Änderungen an der derzeitigen Situation fordert das Deutsche Tierschutzbüro langfristig die komplette Auflösung der Nutztierindustrie und Ausbeutung von Tieren, um so Tierleid zu vermeiden. als konsequenteste und nachhaltigste Lösung, um die derzeitigen Zustände zu vermeiden, sehen die Tierrechtler die vegane Lebensweise. Dafür gründeten sie die Plattform Twenty4Vegan, die mit Rezepten und Tipps den Verbraucher bei der Umstellung unterstützt.