Tiergerechte Schweinehaltung muss auch wirtschaftlich umsetzbar sein. Dass das möglich ist, zeigte der Verein zur Förderung der Offenstallhaltung von Schweinen Anfang April im Rahmen eines Offenstallevents auf dem „Kalieber Stützpunkt“ in Lastrup. Dabei tauschten sich Mitglieder aus der gesamten Wertschöpfungskette – von Landwirten über Schlachtbetriebe bis hin zu Verarbeitern und Händlern – zu aktuellen Themen der Tierhaltung und Vermarktung aus.
Bert Mutsaers, Inhaber der Wurst- & Schinkenmanufaktur Bedford sowie Initiator und Vorsitzender des Offenstall-Vereins, eröffnete die Veranstaltung mit einer Vorstellung des Vereins. Gegründet wurde er im April 2016. Ziel ist es, eine artgerechte Form der Schweinehaltung zu etablieren, die Landwirte bei deren Umsetzung zu unterstützen und dem Verbraucher eine Alternative zwischen konventionell und bio anzubieten.
Anschließend erklärte Agrarbiologe Rudolf Wiedmann das von ihm entwickelte Konzept der Offenstallhaltung, das gegenüber konventioneller Schweinehaltung vielseitige Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich Tierwohl und Umweltschutz bietet. Dabei ging er insbesondere auf die Funktion der sogenannten PigPorts ein, die den Kern der Offenställe bilden.
Praxisbeispiele
Wie diese Haltungsform in der Praxis erfolgreich umgesetzt werden kann, erläuterte Dr. Jens van Bebber am Beispiel seines eigenen Hofs in Samern. Ergänzend schilderte Harm Böckmann von Brand Qualitätsfleisch seine Erfahrungen mit dem Offenstall-Konzept aus Sicht eines Schlachthofs. Brand Qualitätsfleisch hat bereits einige Konzepte der Haltung und Vermarktung beim Aufbau unterstützt oder selbst mitaufgebaut. Dieses spezielle Know-How möchte der Schlachthof nun auch weiteren interessierten Landwirten oder Vermarktern zur Verfügung stellen.
Max Esser von Wurstspezialitäten Esser stellte ein erfolgreiches Vermarktungsbeispiel aus der Praxis vor. In eigenen Metzgereifilialen wird bei Esser Fleisch und Wurst angeboten. Die Schweine kommen dabei von einem Landwirt, der seine Tiere exklusiv nur für den Betrieb Esser in Offenställen mästet. Er wies in seinem Vortrag darauf hin, dass es insbesondere an der Bedientheke sehr wichtig ist, dass alle Mitarbeiter über die Besonderheiten der Herkunft und Qualität informiert sind und dies auch aktiv unterstützen.
Gesellschaftliches Interesse
„Wir haben viel positives Feedback zu unserer Veranstaltung erhalten“, resümiert Bert Mutsaers. „Die angeregten Diskussionen der Teilnehmer haben uns gezeigt, dass großes Interesse an den Zielen des Offenstall-Vereins besteht. Auch das gesellschaftliche Bewusstsein für Tierwohl und alternative Haltungsformen nimmt zu.“ Als Folge der Veranstaltung konnte der Verein, der aktuell 81 Mitglieder aus der gesamten Wertschöpfungskette zählt, weitere Unterstützer aus Landwirtschaft und Vermarktung hinzugewinnen.
Dennoch gibt es noch einige Herausforderungen zu bewältigen: Obwohl tiergerechte Haltungsformen wie das Offenstall-Konzept zunehmend politisch gefordert werden und in der Öffentlichkeit große Akzeptanz erfahren, stoßen Landwirte bei der praktischen Umsetzung oft auf bürokratische und rechtliche Hürden. Der Verein setzt sich daher auch für den Abbau dieser Hürden ein und appelliert an die Politik, den Um- und Neubau tiergerechter Offenställe leichter zu ermöglichen.