Zum Austausch trafen die Geschäftsführer der bayerischen Fachverbände von Bäckern, Metzgern, Müllern, Brauern und Konditoren den Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke. Das bayerische Ernährungshandwerk ist mit 100.000 Mitarbeitern und über 8 Mrd. Umsatz sind die Betriebe ein wichtiger Faktor, wenn es um die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen und regionalen Lebensmitteln geht. Um die vielfältigen Handwerksthemen gemeinsam zu erörtern, stand Stephan Stracke (CSU), Abgeordneter und stv. Fraktionsvorsitzender der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, den Geschäftsführern Rede und Antwort.
Besonders im Fokus des Austauschs stand das Thema der Fachkräftesicherung. Denn immer mehr Handwerksbetriebe im Lebensmittelhandwerk schließen. Die Schließungen erfolgen nicht etwa aus wirtschaftlichen Gründen, sondern weil Fachkräfte fehlen. Ein Weg das zu ändern wäre, das Bildungssystem in beide Richtungen durchlässig zu gestalten, um auch jungen Menschen, die sich in Sachen Ausbildung neu orientieren, eine Anlaufstelle zu bieten, so die Geschäftsführer der Gewerke. Gestandene Gesellen oder selbständige Handwerksmeister brauchen sich in Sachen Verdienst nicht hinter Hochschulabsolventen zu verstecken. Ganz im Gegenteil. Durch den Wegfall von Betrieben seien die Jobsicherheit und Potenziale zu jeder Zeit gegeben.
Modernes Arbeitsrecht
Ein weiteres Thema war die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Hier muss die Politik das Arbeitszeitgesetz dahingehend ändern, dass flexible Wochenarbeitszeiten möglich sind. Das jetzige Arbeitszeitgesetz sei veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Gleiches gilt für die Anpassung der Minijob-Verdienstgrenze (450-Euro) an den dynamisch steigenden Mindestlohn. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass alle Arbeitnehmer in Deutschland eine Vollzeitbeschäftigung ausüben werden. Davor darf man die Augen nicht verschließen und am Ende entscheidet das auch der Arbeitnehmer und nicht die Politik“, so die Vertreter der Gewerke.
Geringfügig Beschäftigte wählen dieses Arbeitsmodell aus unterschiedlichsten Gründen, sei es als Zuverdienst zur Rente oder als Rückkehr aus der Elternzeit in das Berufsleben. Stephan Stracke teilte ausdrücklich die Vorschläge: „Die Arbeitswelt ist im Wandel, insbesondere wegen der fortschreitenden Digitalisierung. Dies stellt neue Anforderungen an ein modernes Arbeitsrecht. Deshalb wollen auch wir das Arbeitszeitgesetz reformieren und die Arbeitszeiten flexibilisieren. Daneben wollen wir die Vielfalt des deutschen Arbeitsmarktes sichern. Deshalb werden wir die bestehenden Minijobs, die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer vieler mittelständischer Betriebe gleichermaßen von großer Bedeutung sind, erhalten und verbessern. Wir bekennen uns ausdrücklich zur Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung.“
Klimaschutz mit Augenmaß
In Sachen Energiepolitik und Klimaneutralität forderten die Ernährungshandwerke, dass die Maßnahmen zur Erreichung derselben für kleine und mittlere Betriebe umsetzbar und bezahlbar sein müssen. Klimaschutz ja, aber praxisgerecht und nicht an der Realität vorbei. Dazugehörige Förderprogramme, etwa für energieeffiziente Anlagen und Maschinen, müssen überarbeitet werden. Zu viele Betriebe fallen durch das Raster und Fördergelder fließen nur den „Großen“ zu. Hier müsse die Politik nachbessern. Stephan Stracke dankte für diese Hinweise: „Wenn wir bereits 2045 klimaneutral werden wollen, sind alle in der Pflicht. Ich spüre, dass auch das Ernährungshandwerk seinen tatkräftigen Beitrag leisten will. Dieses Engagement müssen wir zielgenau unterstützen.“ Bei aller Ambition seien die Kostenwirkungen, gerade auch für das Handwerk, immer ein wichtiger Prüfstein: „Ein Klimaschutz, den keiner bezahlen kann, verliert rasch die notwendige Akzeptanz und ist zum Scheitern verurteilt.“
Die bayerischen Ernährungshandwerke:
Landesinnungsverband für das bayerische Fleischerhandwerk
Landes-Innungsverband für das bayerische Bäckerhandwerk
Bayerischer Müllerbund e.V.
Konditoren-Innung Bayern
Private Brauereien Bayern e.V.