Das Metzgerhandwerk ist keine reine Männerdomäne mehr. Der Generationswechsel in den Fachbetrieben ist durchaus auch weiblich. Das spiegelt sich auch in der Ausstellerliste für den 12. Rhöner Wurstmarkt am 12./13. Oktober 2024 wider.
Bestes Beispiel ist Bayerns einzige Obermeisterin der Metzgerinnung Main-Rhön: Barbara Fink ist Metzgermeisterin mit Leib und Seele. Die Leidenschaft für ihren Traumberuf gibt sie gerne ehrenamtlich weiter, ab sofort im Planungsgremium der deutschen Feinschmeckermesse für handwerklich erzeugte Wurst- und Schinkenspezialitäten in Ostheim v. d. Rhön. Für die gelernte Fleischerei-Fachverkäuferin und Metzgermeisterin ist die zweitägige Open Air-Feinschmeckermeile die ideale Möglichkeit, das Image des Metzgerhandwerks zu verbessern. „Wir Metzger sind eigentlich total modern aufgestellt. Aber wir haben nach wie vor das Image, dass wir nur Kühen den Kopf abschneiden“, sagt sie trocken.
Positiv verrückt sein
Dabei genügt ein Blick in die Rhöner Ladentheken und Websites und die Auslagen der Wurstmarkt-Stände, um zu sehen, dass Metzger heute ein unglaublich vielfältiges und kreatives Sortiment anbieten. Nur mit ideenreichen Angeboten können regionale Genusshandwerker gegen Massenware aus dem Discounter punkten. Genau da kommen die Frauen ins Spiel. „Man muss heute mutig und verrückt sein, wenn man eine Metzgerei auf dem Land übernimmt“, glaubt die gebürtige Hollstädterin. Frauen haben ihrer Meinung nach eben genau diese positive Verrücktheit, um sich im hart umkämpften Lebensmittelmarkt als regionaler Fachbetrieb zu behaupten. Wichtig sei es, absolut flexibel und familienorientiert zu sein; so könne man Personal gewinnen und halten. All das weiß sie aus eigener Erfahrung, übernahm sie in Fladungen doch vor zwei Jahren eine der größten Metzgereien im Landkreis Rhön-Grabfeld. Mit Erfolg. Produktinnovationen wie ihre gemüselastige „PowerRoll“ oder die „RhönWurzel“ kommen bei den Kunden an.
Für Handwerk und Nachwuchs
Genau solche kreativen Produkte bringt Barbara Fink zum 12. Rhöner Wurstmarkt mit. „Es ist wichtig, dass man als Aussteller Geschichten zu seinen Wurst- und Schinkenspezialitäten erzählen kann“, unterstreicht die dreifache Mutter. Wer an ihren Stand kommt, erfährt, warum sie die klassische Pilzwurst zur trendigen „PowerRoll“ gepimpt hat und manche Wurstsorten eine einzigartige Mischung aus hessischen, thüringischen und oberbayerischen Rezepten sind. „Wir brauchen definitiv mehr Mut zum Handwerk und mehr Nachwuchs. Beim Wurstmarkt zeigen wir, wie toll unser Sortiment und unser Beruf sind“, unterstreicht sie. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen wird sie alles daransetzen, die Gäste des Events wieder mehr zum Besuch örtlicher Metzgereien zu motivieren, statt im Billigdiscounter einzukaufen. „Meine Vision ist einfach: Ich wünsche mir, dass es in Zukunft noch Metzger gibt“, sagt sie klipp und klar.
Barbara Fink ist eine von 50 Ausstellern beim Rhöner Wurstmarkt. Rund 26 der sorgfältig ausgewählten regionalen Anbieter sind Metzgereien. Sie werden flankiert von Bäckern, Brauern, Brennern, Winzern und Direktvermarkter, die passende Begleiter zu Wurst und Schinken liefern. Die Open Air-Feinschmeckermesse findet in lockerer Feststimmung mit Livemusik, Kirchenburgführungen, Kinderprogramm und erstmals einer kulinarischen Lesung statt.
Weitere Infos hier: www.rhoener-wurstmarkt.de
12. Rhöner Wurstmarkt: Metzgereien mit weiblicher Führung
– Metzgerei Bausewein, Manuela Bausewein (li.), Prichsenstadt
– Heindl Fleisch & Wurst, Carmen Heindl (re.), Untergriesbach
– Landmetzgerei Kleinhenz, Silvia Kleinhenz, Oberleichtersbach
– Feinkostfleischerei Klöppner, Sandra Schmidt, Heiligenstadt
– Fleischerei Luthardt, Lysann Luthardt, Neuhaus a. Rwg.
– Metzgerei Walter Schott, Sandra Vogt, Hauneck–Fischbach
– Metzgerei Dros, Barbara Fink, Fladungen
Im Portrait: Barbara Fink steht seit Februar 2024 an der Spitze der Metzgerinnung Main-Rhön und zeigt, dass beim Generationswechsel immer mehr Frauen die Führung von Fachbetrieben übernehmen. Für sie ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Schon mit fünf Jahren wusste sie, dass sie Metzgerin werden will. Wie schön der Beruf ist, erlebte sie in der Metzgerei ihres Onkels in Bad Neustadt und bei Hausschlachtungen des Großvaters. Auch schöne Wurstplatten wollte sie schon immer legen können. Mit 16 Jahren lernte sie Fleischerei-Fachverkäuferin, dann Metzgerin. Mit dem Abschluss in der Tasche ging sie auf ihre persönliche „Walz“: u.a. nach Nürnberg und lange nach Augsburg, wo sie 2002 ihren Meister machte und ihren Mann kennenlernte. Es folgte die Weiterbildung zum Betriebswirt; oberstes Ziel war die Selbständigkeit. Über Erlangen ging es auch der Kinder wegen zurück in die Rhön.
Mit der Metzgerei Dros in Fladungen fand Barbara Fink einen Betrieb, den sie 2022 mit Respekt und Überzeugung nach drei Generationen im Familienbetrieb übernahm. Der drittgrößte Betrieb im Landkreis Rhön-Grabfeld ist für seine Bratwürste am „Schwarzen Moor“ bekannt, die jede Woche zu Tausenden Richtung Hochrhön gehen. Dazu kommt ein ideenreiches Sortiment, das die Kunden im weiten Umkreis nicht nur in Fladungen, sondern seit nun auch im 24/7-Shop in Schönau begeistert. Die Leidenschaft für ihren Beruf teilt sie gerne mit anderen, daher wurde sie Obermeisterin. Zudem ist sie Prüferin und Referentin für überbetriebliche Ausbildung.