Der monatlich erscheinende ifo-Geschäftsklimaindex ist ein Indikator für die Stimmung und Erwartungen der Ernährungsindustrie. Die neuesten Daren fallen gemischt aus. Der Saldo des Geschäftsklimas legte im April leicht zu. Während sich die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage deutlich verbesserte und überwiegend positiv bewertet wird, verschlechterte sich die Geschäftserwartung für die kommenden sechs Monate im Vergleich zum Vormonat. Die Anzahl der Hersteller mit sinkenden Geschäftserwartungen übersteigt die derer mit positiven Erwartungen wieder: 10,3 von 100 Befragten gehen von einer Verbesserung aus; 34,2 von einer Verschlechterung.
Konjunktur
Die deutsche Ernährungsindustrie musste im Februar 2023 ein preisbereinigtes Minus von 1,4 % beim Absatz im Vergleich zum Vorjahresmonat hinnehmen. Im Inland betrug das Absatzminus 0,6 %, während der Rückgang beim Auslandsgeschäft mit -2,8 % zum Vorjahresmonat deutlicher ausfiel. Nominal betrug der Umsatz der Lebensmittelhersteller insgesamt 18,3 Mrd. Euro. Die Hersteller erhöhten damit das Vorjahresergebnis um 17,2 %. Die Steigerung der nominalen Umsatzentwicklung lag vor allem an gestiegenen Preisen. Auf dem Inlandsmarkt erwirtschaftete die Ernährungsindustrie einen Umsatz von 11,7 Mrd. Euro und baute das Vorjahresergebnis bei steigenden Verkaufspreisen von 21,0 % um nominal 20,3 % aus. Das nominale Umsatzergebnis des Auslandsgeschäftes betrug 6,5 Mrd. Euro und stieg um 12,0 % im Vorjahresvergleich. Die Ausfuhrpreise erhöhten sich dabei um 15,3 %. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex legte im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,6 % zu.
Konsumklima und Verbraucherpreise
Die Verbraucherstimmung hat sich nach dem Rekordtief im Herbst 2022 weiter erholt, liegt laut GfK aber nach wie vor auf einem tiefen Niveau. Der Konsumklimaindex stieg im April 2023 im Vergleich zum März 2023 um weitere 1,3 Punkte an und steht nun bei -29,3 Zählern. Sowohl die Einkommens- als auch die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung konnten Zugewinne erzielen.
Im März 2023 stiegen die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke um 1,3 % zum Vormonat, während die allgemeinen Verbraucherpreise um 0,8 % zulegten. Im Vorjahresvergleich legten die Lebensmittelpreise (Nahrung & alkoholfreie Getränke) um 21,8 % und die allgemeinen Verbraucherpreise um 7,4 % zu.
Agrarrohstoffe
Die Preisentwicklung an den globalen und regionalen Agrarrohstoff-Märkten folgt den Angebots- und Nachfrageschwankungen. Der HWWI-Rohstoffpreisindex für Weltmarktpreise wichtiger Nahrungs- und Genussmittel sowie die nationalen Verkaufspreise landwirtschaftlicher Produkte sind daher bedeutende Indikatoren für die Preisentwicklungen. Im Februar sanken die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte zum Vormonat um 0,7 %. Zum Vorjahresmonat stiegen die Preise um 20,4 %. Die Preise von Produkten pflanzlicher Erzeugung sanken dabei im Februar verglichen zum Vormonat um 0,1 %. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stehen diese bei +6,8 %. Produkte tierischer Erzeugung verbuchten im Februar erstmalig seit langem einen leichten Rückgang um 1,2 % zum Vormonat. Zum Vorjahresmonat stehen diese weiterhin bei einem beachtlichen Plus von 30,5 %.
Im März sank der HWWI-Rohstoffpreisindex für Nahrungs- und Genussmittel um 12,5 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, auch bedingt durch den stark aufkommenden Basiseffekt — Im Frühjahr 2022 erreichten die Agrarrohstoffpreise ihren vorläufigen Höhepunkt. Im Vergleich zum Vormonat liegt das Minus bei 3,4 % (auf Eurobasis).
Energierohstoffe
Steigende Energiekosten sind ebenso eine große Belastung und beeinflussen mittelfristig auch die Verkaufspreise der Lebensmittelhersteller. Der Teilindex der Energierohstoffe des HWWI bildet diese ab. Dieser sank im März deutlich um 9,3 % im Vergleich zum Vormonat. Zum Vorjahresmonat steht nun ein Minus von 46,7 % (jeweils auf Eurobasis). Auch hier wirkt sich der Basiseffekt verstärkt aus. Der Teilindex für Erdgas sank im März um 15,4 %. Dies bedeutet ein Minus von 66,8 % im Vergleich zum Wert vom März 2022, dem ersten Monat nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Im Profil: In der Ernährungsindustrie erwirtschaften rund 6.150 Betriebe einen jährlichen Umsatz von 186 Mrd. Euro. Mit über 638.000 Beschäftigten ist diese Branche der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 % der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 % zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.