Die bayerische Landeshauptstadt trauert um ein echtes Metzger-Original, das heute zu Grabe getragen wird. Im Alter von 84 Jahren verstarb der „Weißwurstkönig“ Bertl Gaßner nach langer Krankheit. „Er war ein Stück München“, titelte tz-online. Und weiter: „Mit ihm verliert die Münchner Gastro-Szene einen echten Fachmann, erfolgreichen Unternehmer und Familienmenschen. Sein Beruf war seine Leidenschaft, des Münchners liebste Wurst seine Spezialität“. Der Vater des heutigen Münchner Obermeisters Andreas Gaßner war trotz seiner Einschränkungen noch häufig bei Veranstaltungen der Metzgerinnung München anwesend, etwa der jährlichen Münchner Weißwurstprüfung.
Erste Metzgerei in Schwabing
Engelbert „Bertl“ Gaßner übernahm die von seinen Eltern 1937 gegründete Metzgerei, die einst im Stadtteil Schwabing ansässig war, und baute sie zu einem erfolgreichen Unternehmen aus. Sein Vater, der Metzgergeselle Engelbert Gaßner sen., kam zuvor aus Kallmünz in der Oberpfalz nach München und war für seine hervorragenden Wurst- und Schinkenspezialitäten bekannt. Bereits in den 1960er-Jahren fanden Modernisierungen des Betriebs statt. 1978 erwarb „Bertl“ Gaßner ein Nachbargrundstück und erweiterte die Produktion auf rund 300 m², da die Nachfrage vor allem größerer Kunden wie Gastronomen, Oktoberfestwirten, Kollegen und Hotels stieg.
Standortwechsel
Aufgrund dieses Erfolges mit hochwertigen Spezialitäten, deren Rezepturen traditionellen Ursprung haben und in der Familie überliefert wurden, war eines Tages ein Standortwechsel nötig. Bis 1992 wurde der erste Teil der Firma, der Verkauf und das „Marktstüberl“ an die heutige Adresse an der Zenettistraße im Schlachthofviertel verlegt. Ein Jahr später folgte der Rest des Umzugs. Heute produzieren – neben den Familienmitgliedern – rund 40 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf 3.000 m² unter EU-Bedingungen zahlreiche Spezialitäten.
Auch der Fleischerverband Bayern würdigte das Lebenswerk des Verstorbenen: „Berti war nicht nur ein Metzgermeister, wie er im Buche steht. Er war ein Genießer und liebte das Leben. In seine Metzgerei und sein Handwerk steckte er sein ganzes Herzblut. Sein Wissen und seine Erfahrungen gab er gerne weiter und war damit für viele Jüngere ein Impulsgeber. Bei unzähligen Verbandstagen und Metzgertreffen, die er auch im hohen Alter noch besuchte, bereicherte er den Abend mit vielen Episoden.“