Über alle Teilbranchen hinweg erwirtschafteten die Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie laut BVE-Schätzungen 2021 einen Umsatz von 182,4 Mrd. Euro. Das entspricht einem Minus von 1,6 % zum Vorjahr. Bei steigenden Verkaufspreisen sank die verkaufte Menge um 3,8 %. Aufgrund der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie verzögert sich die wirtschaftliche Erholung der deutschen Ernährungsindustrie weiter Dazu erklärt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff: „Obwohl sich die deutsche Wirtschaft 2021 mit einem Wachstum des Bruttosozialprodukts von geschätzt 2,6 % erholte, kämpft die deutsche Ernährungsindustrie weiterhin mit den gedämpften privaten Konsumausgaben, den Einschränkungen im Außer-Haus-Markt und den schwer beim Kunden durchzusetzenden, steigenden Produktionskosten.“
Besonders schwächelte die Konjunktur im Inland, dem wichtigsten Absatzmarkt der Branche. Nach einem stabilen Ergebnis 2020 sanken die Umsätze 2021 mit 119,2 Mrd. Euro um -3,9 %. Dabei dämpften mäßige Verkaufspreiserhöhungen noch den Rückgang, die verkaufte Menge fiel insgesamt geschätzt sogar um 5,7 %. Das Auslandsgeschäft aber konnte die Verluste aus dem Vorjahr wettmachen und wuchs(+2,9 %).
Neben rückläufigen Absatzzahlen forderten die starken Kostensteigerungen die Branche 2021 heraus. Der HWWI-Rohstoffpreisindex wies einen Anstieg der Preise für Nahrungs- und Genussmittel von +33 % im Vergleich zum Vorjahr aus. Dabei war ein Anstieg über alle Rohwarengruppen zu beobachten, vor allem aber Bereichen pflanzliche Öle und Fette, Zucker sowie Getreide. Hinzu kamen Belastungen durch starke Kostensteigerungen bei Energie, Transport und Verpackungsmaterial.
Herausforderungen
Der Blick in die Zukunft fällt durchwachsen aus. Auf der Basis einer BVE-Verbandsumfrage zum Jahreswechsel erwartet ein überwiegender Teil der Unternehmen für dieses Jahr ein stagnierendes Ergebnis. Dazu kommen weitere Kostensteigerungen, so die überwiegende Einschätzung der Branche. Dies zeigt sich vor allem bei der Identifikation der größten wirtschaftlichen Risiken für die Unternehmen: So werden Rohstoff- und Energiepreise von 9 aus 10 Unternehmen auf Platz 1 und 2 verortet. Die schwächelnde Inlandsnachfrage stellt für50 % der Unternehmen ein wirtschaftliches Risiko dar.
Investitionen in Nachhaltigkeit
„Stagnierende Absatzzahlen und weitere Kostensteigerungen ohne entsprechende Erlöse können die konjunkturelle Gesundung der deutschen Ernährungsindustrie auch im kommenden Jahr bedrohen“, fasst Christoph Minhoff die Ergebnisse zusammen. „Sie braucht jetzt dringend Wachstumsimpulse, die zu mehr Wertschöpfung führen. Etwa durch zügigen Abbau von bürokratischen und steuerlichen Belastungen oder durch staatliche Förderungen für Investitionen in die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit.“ Wichtig für Unternehmen am Produktionsstandort Deutschland sei außerdem die Sicherung der Energieversorgung, Senkung und Stabilisierung der Energiepreise sowie wirksame Maßnahmen gegen Leakage-Effekte.
Im Profil: Die Ernährungsindustrie ist mit einem jährlichen Umsatz von 181 Mrd. der viertgrößte Industriezweig Deutschlands. Über 610.000 Beschäftigte in rund 6.100 Betrieben versorgen die Verbraucher mit hochwertigen und preiswerten Lebensmitteln. Dabei ist die Branche klein- und mittelständisch geprägt: 90 % der Unternehmen der deutschen Ernährungsindustrie gehören dem Mittelstand an. Die Exportquote von 35 % zeigt, dass Kunden auf der ganzen Welt die Qualität deutscher Lebensmittel schätzen.