Mit sieben Fleischermeisterinnen im Kurs Nr. 446 war der Anteil an Frauen in einem Kurs an der 1. Bayerischen Fleischerschule Landshut selten höher. 30 Absolventen*innen schlossen den Dezember-Kurs ab. Gerade Erfolge in schwierigen Zeiten sorgen für besondere Gänsehautmomente: Die erlebten 28 Handwerker*innen aus Deutschland und zwei aus Österreich zum Abschluss ihres Meisterkurses im Dezember. Das zeigten sie u. a. mit einer Fotopräsentation, musikalisch untermalt mit dem Hit „Ein Hoch auf uns“. Beeindruckt war Schul-Geschäftsführerin Barbara Zinkl von der hohen Zahl von sieben Absolventinnen im vermeintlichen „Männerberuf“ – also fast 25 %. Jede habe ohne „Extrawurst“ durch Leistung überzeugt. Das zeige: „Starre Rollenmuster sind ein Auslaufmodell.“ Statt eines Wohlfühl-Törns wurde die Seetauglichkeit der Teilnehmer*innen nicht nur durch die Corona-Wellen und Unterricht unter besonderen Hygienebedingungen geprüft.
Theorie & Praxis
In mehr als 500 Unterrichtseinheiten mussten sie sich durch Themen von Buchführung und Lebensmittelhygiene bis zu Steuerrecht und Arbeitspädagogik in der Fachtheorie kämpfen. Im Praxisteil umfasste der Lehrplan Themen wie Zerlegung, Produktion von gut 130 Wurstsorten, Perfektionierung von Verkaufsgesprächen oder Warenpräsentation. Im Kurs in Landshut fanden junge und erfahrene Fleischprofis aus Handwerk, Industrie und Handel zusammen – aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niederösterreich und Tirol. Kurs-Senior war Robert Meier (40) aus Dürnhart, der jüngste Teilnehmer Martin Reinhart (18) aus Grettstadt-Untereuerheim.
Das vierköpfige Klassengremium blickte humorvoll zurück auf Spaß und Stress des Kurses. „Zwei Länder, vier Bundesländer, 30 Dialekte“ waren dabei laut Luisa Botte (22) aus Hartenfels zu vereinigen. Das österreichische Duo brachte sich laut Dominik Angelmayr (26) aus Altenburg mit einem selbst kreierten Austria-Buffet ein. Katrin Gössl (27) aus Tettnang war stolz auf die bestandenen Zerlege-Prüfungen (Ausbeinen einer Rinderpistole) der Damen im Kurs.
„Meisterehre, Meisterstand und Meistertitel“
Die Klassensprecher überreichten Präsente an die Dozenten sowie ein großes Kursfoto für die „Hall of Fame“ der Schule an Barbara Zinkl. Diese blickte zurück auf ein heikles Jahr der Fleischerschule Landshut, das wegen der Lockdowns nur neun statt zwölf Monate dauerte. Mit stimmigen Hygienekonzepten habe man es geschafft, die Schule coronafrei zu halten – trotz zweier Meisterkurse im Herbst. Sie appellierte an die Jungmeister*innen, der Branche treu zu bleiben und Nachwuchs für das Fleischerhandwerk zu begeistern. Zum Abschluss sprach Christian Läpple, Vizepräsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, die Absolventen*innen frei vom Gesellenstand und verlieh ihnen „Meisterehre, Meisterstand und Meistertitel“ – der in modernen Zeietn auch als „Bachelor Professional“ gilt.
Infos zu den Kursen 2022 gibt es hier: www.fleischerschule-landshut.de