Start der dritten Ausgabe der Fachkonferenz Meat & Greet
Aller guten Dinge sind drei – auf jeden Fall, was Meat & Greet in Fürstenfeldbruck betrifft. Denn auch die dritte Ausgabe der Fachkonferenz erwies sich einmal mehr als echter Kommunikationstreff für das Fleischerhandwerk und Vertreter verwandter Branchen. Die zweitägige Konferenz, wieder veranstaltet vom B&L-Fachmagazin FH Fleischerhandwerk und dem Management Forum Starnberg, begann am Montag, 25. Oktober 2021. Rund 60 Besucher informierten und informieren sich zu Themen wie Nachhaltigkeit im Fleischerhandwerk, Metzger-Marketing, Produktinnovationen, neue Geschäftsmodelle und Digitalisierung.
Der Moderator der 21er-Ausgabe von „Meat & Greet“, Klaus Reichert aus Frankfurt, begann die zweitägige Vortragsserie mit einem Beitrag unter dem Titel „Fleisch ist uns nicht Wurst!“. Nach einem Ausflug in die Evolutionsgeschichte des Fleischkonsums entwickelte sich bereits zum Auftakt des Treffens eine lebhafte Diskussion über die gesellschaftliche Positionierung des Fleischerhandwerks.
„Romantisiert, verniedlicht, vermenschlicht“
Der Kommunikationsberater Klaus Reichert – er kommt selbst aus einer Frankfurter Metzgerfamilie – beklagte ein „Bambi-Syndrom, das Tiere maximal romantisiert, verniedlicht und vermenschlicht“, und das „bei immer weniger Sachkenntnis“. Seine Thesen, mit denen er viel Beifall bei den Zuhörern erntete: Gesellschaftliches Bewusstsein für Fleisch/Tiere müsse zurückgeholt werden. Außerdem müsse das Fleischerhandwerk aufhören, nur immer auf schlechte Nachrichten – meist aus der Fleischindustrie – zu reagieren; „wir müssen über das Bild, das wir in der Öffentlichkeit abgeben, nachdenken.“
Steiniger Weg zur besseren Qualität
Krankheitsbedingt ausfallen lassen musste die Forstbloggerin Fee Brauwers ihren Vortrag in Veranstaltungsforum Fürstenfeld. So folgten auf Reichert der Metzgermeister und Fleischsommelier Michael Moser und der Landwirt Josef Gelb, die über ihre symbiontische Partnerschaft berichteten. Der Landwirt aus Steinach bei Mehring hat seine Schweinezucht vor Jahren auf Strohschweine umgestellt. Nach einer etwa dreijährigen Durststrecke – „viele haben zu den Strohschweinen ja gesagt, aber nur wenige wollten höhere Preise dafür zahlen“ – kreuzten sich seine Wege mit Michael Moser. Eine erste Probeschlachtung wurde 2018 vereinbart und durchgeführt. Das Ergebnis: „Die Qualität war hervorragend“, so Moser, „denn Weg gehen wir weiter.“
Der Metzgermeister aus Landsberg am Lech, auch Obermeister der dortigen Innung, verteilte den notwendigen Preisaufschlag von etwa 30 Prozent über sein ganzes Sortiment. Mit dem Ergebnis, dass er etwa ein Jahr lang unter eklatanten Umsatzeinbußen litt. Erst gezielte Marketingaktivitäten mit beispielsweise Busfahrten auf den Bauernhof von Josef Gelb und generell vielen Kundendiskussionen/-aufklärungen brachten die Trendwende. Drei Erkenntnisse gaben Gelb und Moser den Zuhörern mit auf den Weg:
• Mit dem Lebensmitteleinzelhandel kann der Metzger eh nicht konkurrieren; er braucht ein eigenständiges Angebot.
• Ein regionaler Metzger kann kein Fleisch mehr ohne Geschichte verkaufen.
• „Lieber weniger, aber dafür was G’scheid’s.“
So entstehe eine Win-win-Situation für beide. Josef Gelb: „Kleine Landwirte erhalten kleine Metzger und Schlachthöfe. Das gilt natürlich auch umgekehrt.“
Nicht nur Edelteile zubereiten
Eine Lanze für die Nose-to-Tail-Verwertung von Rindfleisch brach Karina Schwarzbauer. Die Meisterin der Hauswirtschaft und Referentin für Hauswirtschaft und Ernährung züchtet mit ihrer Familie in Steingriff im Landkreis Neuburg/Schrobenhausen das vom Aussterben bedrohte Pinzgauer Rind. In ihren Rindfleisch-Seminaren will sie vor allem Bewusstsein dafür wecken, dass nicht nur die Edelteile für die Zubereitung taugen; „das ist ein Wissen, das haben unsere Omas noch weitergegeben, aber heute ist es leider nicht mehr so da.“ Mit Mischpaketen, die ab Hof verkauft werden, will die Profi-Hauswirtschafterin die Kunden auch für weniger bekannte Teile vom Rind begeistern. Die Rezepte und Ideen dazu liefern die Seminare.