Fünf Fragen zu den Folgen der Covid-19-Pandemie
„Der große Corona-Report“ ist ein zentraler Bestandteil in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins FT Fleischerei-Technik/Meat Technology. Darin wandte sich die FT-Redaktion mit fünf Fragen zu den Folgen der Covid-19-Pandemie für den Arbeits-/Unternehmensalltag an Unternehmen aus der Fleisch- und Lebensmittelbranche.
Um unseren Leserinnen und Lesern einen noch detaillierteren Einblick in die Bewertung der Corona-Pandemie bei unseren Umfrageteilnehmern zu liefern, bietet die Redaktion der FT hier auf fleischnet.de nun deren komplette Antworten als ergänzende Mini-Serie zum Corona-Report. Hier, im dritten Teil, die Antworten von Dirk Pasache, COO VOS Schott, Operatives Geschäft, von Schur Flexibles, einem österreichischen Anbieter von Verpackungslösungen unter anderem für die Lebensmittelbranche, sowie von Johannes Tonauer, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Moguntia Food Group.
• Wie hat die Corona-Pandemie in Ihren Arbeitsalltag eingegriffen?
Dirk Paasche, COO VOS Schott, Operatives Geschäft: Der Eingriff in den Arbeitsalltag war in unserem Unternehmen im Großen und Ganzen überschaubar. Betroffen war hier vor allem der vertriebliche Bereich, da keine Messen und Veranstaltungen und auch viel weniger Kundentermine stattfanden. Mitarbeiter, die aus familiären Gründen von zu Hause aus arbeiten mussten, zum Beispiel zur Kinderbetreuung, konnten das problemlos tun.
Schur Flexibles: Die Zusammenarbeit über alle Standorte und Länder hat sich weiter intensiviert und das Miteinander unserer Teams in elf Ländern gestärkt. Wir bedienen die komplette Wertschöpfungskette von der Folienerzeugung bis hin zu fertigen Beutelprodukten. Hier haben wir aufgrund der besonderen Herausforderungen der Pandemie intern unsere Zusammenarbeit noch weiter vertieft, um auch durchgängig und unterbrechungsfrei an unseren 22 Standorten in Europa zu produzieren.
Johannes Tonauer, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Moguntia Food Group (Bild li.): Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem und hat nach wie vor weitreichende Auswirkungen auf unseren privaten wie beruflichen Alltag. Als modernes Familienunternehmen tragen wir Verantwortung bezüglich der Qualität unserer Produkte und haben eine besondere Sorgfaltspflicht gegenüber unseren Kunden und Mitarbeitern.
Uns war von Anfang an klar: Nur wenn wir gesund bleiben, können wir mit unseren Kunden zusammen einen Beitrag leisten, die Lebensmittelversorgung am Laufen zu halten. Die Gesundheit unserer Mitarbeiter, ebenso wie die Gesundheit unserer Kunden, hat für uns oberste Priorität. Daher haben wir frühzeitig unsere Hygienemaßnahmen verstärkt und einen speziellen Corona-Krisenstab einberufen.
Wir nehmen das Gefährdungspotenzial von Covid19 sehr ernst. Alle Mitarbeiter, deren Tätigkeitsfeld es erlaubt, arbeiten im Homeoffice, Reisen zwischen den verschiedenen Standorten der Moguntia Food Group haben wir auf ein Minimum reduziert und innerhalb unserer Verwaltungs- und Produktionsgebäude wird auf die Einhaltung der sogenannten AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) geachtet. Unser Außendienst hatte seine aktive Reisetätigkeit in den schwersten Zeiten der Pandemie kurzzeitig eingestellt, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen.
Der Austausch mit Kollegen, Vertriebspartnern und Kunden hat sich überwiegend auf Telefon- oder Videokonferenzen verlagert. Was grundsätzlich funktioniert, aber doch anders ist als ein persönliches Gespräch. Ich freue mich schon darauf, bald wieder mit den Teams der Moguntia Food Group in einem Raum zu sitzen, Kolleginnen und Kollegen in der Kaffeeküche zu treffen und wieder mehr beim Kunden vor Ort zu sein.
In Zeiten der Reisebeschränkungen ist insbesondere der persönliche Kontakt und Wissenstransfer zu Vertriebspartnern und Kunden im Ausland schwierig. Die Moguntia Food Group geht daher bereits seit vielen Monaten neue Wege und macht virtuelle Workshops, sogenannte Webinare.
• War/ist Kurzarbeit in Ihrem Unternehmen ein Thema?
Dirk Paasche: Nein, Kurzarbeit war zum Glück zu keinem Zeitpunkt ein ernsthaftes Thema – mal abgesehen von Gedankenspielen der Geschäftsleitung im Zusammenhang mit Was-Wäre-Wenn-Szenarien.
Schur Flexibles: Als Verpackungsunternehmen waren bzw. sind wir Teil der kritischen Infrastruktur zur Versorgung mit essentiellen Gütern. Daher waren unsere Mitarbeitenden durchgängig voll beschäftigt.
Johannes Tonauer: Am stärksten wurden die Arbeitsbereiche unseres Foodservice-Teams sowie unseres Export-Außendienstes von der Corona-Pandemie eingeschränkt. Daher konnten wir punktuell in einigen Abteilungen nicht auf Kurzarbeit verzichten.
• Ist das Home-Office nur eine aktuelle Notlösung oder hat es in Ihrem Unternehmen auch nach der Pandemie Zukunft?
Dirk Paasche (kl. Bild li.): Wir können uns einerseits glücklich schätzen, ausreichend Platz im Unternehmen zu haben, um Abstände einzuhalten. Andererseits haben wir für unsere Mitarbeiter im Unternehmen schon seit längerer Zeit die Möglichkeit geschaffen, auch aus dem Home Office arbeiten zu können.
Schur Flexibles: Home-Office war bei Schur Flexibles im administrativen Bereich auch schon vor der Pandemie möglich. Wir behalten das natürlich für die Zukunft bei und setzen auf einen ausgewogenen Mix aus Office- und Home-Office-Zeiten.
Johannes Tonauer: Als moderne Unternehmensgruppe mit verschiedenen Standorten im In- und Ausland war uns das Thema Home-Office auch vor der Corona-Pandemie nicht fremd. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bereits tageweise nach Absprache mit ihrer Abteilung oder ihrer Vorgesetzten im Homeoffice bzw. mobil gearbeitet. Dies wird auch nach der Pandemie fortgeführt, wobei ich davon ausgehe, dass die Zahl der mobilen Arbeitsplätze bzw. der Möglichkeit zum mobilen Arbeiten zunehmen wird. Das heißt, dass vermutlich weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dauerhaft ins klassische Büro zurückkehren.
• Gab und gibt es Engpässe, etwa bei Rohstoffen oder in den Lieferketten?
Dirk Paasche: Bis heute konnten wir in unserem Umfeld keine Engpässe bei Rohstoffen feststellen, sehr wohl aber den Ausfall eines Lieferanten. Dieser Ausfall stand allerdings nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Situation.
Schur Flexibles: Ja, die Rohstoff-Situation ist seit Beginn der Pandemie immer wieder von Engpässen gezeichnet.
Johannes Tonauer: Die Lieferfähigkeit unserer Produkte war und ist aktuell sichergestellt. Ausreichende Warenbestände und unsere Möglichkeit, auf mehrere Produktionsstandorte in Europa zurückgreifen zu können, erweisen sich hier erneut als großer Vorteil. Ich möchte an dieser Stelle insbesondere unseren Kolleginnen und Kollegen in den Bereichen Produktion und Einkauf für ihre Kraftanstrengungen danken. Diese haben es ermöglicht, dass die Corona-Pandemie bislang keine spürbaren Auswirkungen auf unsere Warenverfügbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit hatte.
Neben den akuten Problemstellungen durch die Pandemie nehmen die Hindernisse und Kosten entlang der Lieferkette im Allgemeinen zu – insbesondere im Bereich der Containerfrachten. Mit unserem gut vernetzten Einkaufsteam und weltweiten Partnerschaften sehen wir uns aber auch angesichts dieser Herausforderung gut aufgestellt.
• Hat die Pandemie die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen beschleunigt?
Dirk Paasche: Wir haben uns schon frühzeitig für eine Digitalisierung mit Augenmaß entschieden. Dieser Kurs wurde uns durch die Entwicklung der letzten 15 Monate bestätigt.
Schur Flexibles: Als Innovationsunternehmen bei flexiblen Verpackungslösungen waren wir bereits vor Beginn der Pandemie sehr weit in der Digitalisierung fortgeschritten. Neben den klassischen Online-Meetings werden auch Wartungsarbeiten mittels Videotechnologie an den Produktionsstandorten unterstützt, Trainings in digitalen Working-Groups absolviert etc. Das beschleunigt viele Projekte in ihrem Fortschritt, die Pandemie war hier durchaus ein „Turbo“.
Johannes Tonauer: Die Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse ist für uns seit langem ein absolutes Top-Thema. Wir sehen darin die Chance auf deutlich mehr Transparenz und Effizienz, vor allem in Hinblick auf die Supply Chain. Aktuell vollzieht sich ein maßgeblicher Wandel in der Handels- und Verkaufsstruktur (Stichwort: E-Commerce, Social Media). Um diesen Marktentwicklungen gerecht zu werden, haben wir bereits ein neues ERP-System eingeführt – ein Baustein in unseren Investitionen in die Zukunft.
Die Kommunikation über digitale Kanäle und das mobile Arbeiten war innerhalb der Moguntia Food Group auch vor der Pandemie kein Neuland. Das bringt unsere internationale Ausrichtung und die Spezialisierung unserer unterschiedlichen Produktionsstandorte mit sich.
Neu dazugekommen sind für uns aufgrund der Reisebeschränkungen Webinare im Exportgeschäft. Workshops sind für die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zu unseren Kunden und auch unsere Vertriebsgesellschaften im Ausland unverzichtbar. Und obwohl wir uns auf ein baldiges Wiedersehen und den persönlichen Austausch freuen, haben wir in Zeiten von Kontaktverboten bewiesen, dass die Zusammenarbeit größtenteils auch virtuell erfolgen kann. Wir haben gemeinsam mit unseren ausländischen Partnern und Kunden gute Erfahrungen mit Webinaren und Videotutorials zu unseren Produkten gemacht – für uns bis dato ungenutzte Instrumente.
Im letzten Jahr haben wir uns beispielsweise sehr über die rege Teilnahme an unserem Webinar zum Thema BBQ 2021 gefreut. So konnten wir unsere Exportkunden bestens für die Grillsaison in ihrem jeweiligen Land wappnen. Da die Reisebeschränkungen uns sicherlich noch weiter begleiten werden, reißen unsere Ideen für Webinar-Themen noch lange nicht ab.