Fünf Fragen zu den Folgen der Covid-19-Pandemie
„Der große Corona-Report“ ist ein zentraler Bestandteil in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins FT Fleischerei-Technik/Meat Technology. Darin wandte sich die FT-Redaktion mit fünf Fragen zu den Folgen der Covid-19-Pandemie für den Arbeits-/Unternehmensalltag an Unternehmen aus der Fleisch- und Lebensmittelbranche.
Um unseren Leserinnen und Lesern einen noch detaillierteren Einblick in die Bewertung der Corona-Pandemie bei unseren Umfrageteilnehmern zu liefern, bietet die Redaktion der FT hier auf fleischnet.de nun deren komplette Antworten als ergänzende Mini-Serie zum Corona-Report. Hier, im zweiten Teil, die Antworten von Führungskräften bei Weber Maschinenbau, Christof Renz, Managing Director von Wentus, und von Gregor Schaffer, Geschäftsführender Gesellschafter der M Food Group.
• Wie hat die Corona-Pandemie in Ihren Arbeitsalltag eingegriffen?
Tobias Weber, CEO Weber Maschinenbau: Die Pandemie hat auch vor unserem Arbeitsalltag keinen Halt gemacht. Neben generellen Schutzmaßnahmen haben wir persönliche Kontakte und Reisen auf ein Minimum reduziert. Nicht nur Konferenzen und Meetings wurden in den virtuellen Raum verlagert – auch Vorführungen oder Abnahmen für Kunden konnten wir digital durchführen. Ein Highlight war für mich unser erstes digitales Live-Event weLIVE, welches noch nicht lange zurückliegt. Trotzdem sind persönliche Kontakte nicht zu ersetzen und wir freuen uns darauf, in der Zukunft wieder bei gemeinsamen Veranstaltungen und Messen mit unseren Kunden in den direkten Austausch zu gehen.
Christof Renz, Managing Director Wentus GmbH: Die Pandemie hatte massiven Einfluss in fast allen Unternehmensbereichen: Erhöhte Bedarfe zu Beginn der Pandemie, verstärkter Einsatz im Homeoffice und höherer Bedarf an Digitalisierung, geringere Produktivität durch versetzte Schichten, wenig Neuprojekte mit Kunden und nicht zuletzt Schwierigkeiten in der Rohmaterialversorgung bei extrem hohen Preisen beeinflussten alle Wentus Mitarbeiter. Insgesamt führte die Pandemie zu vielen Veränderungen im Unternehmen, die Verbesserungen werden wir beibehalten und ausbauen, die negativen werden wir in den kommenden Wochen und Monaten abstellen können.
Gregor Scheffer, Geschäftsführender Gesellschafter M Food Group: Vor Corona war ich quasi non-stop unterwegs. Durch die Pandemie konnte ich meine ganze Energie und Kreativität ausschließlich vor Ort in das Unternehmen stecken, um neue Projekte anzustoßen und Liegengebliebenes abzuarbeiten.
• War/ist Kurzarbeit in Ihrem Unternehmen ein Thema?
Tobias Weber (Bild li.): Von Anfang an waren wir uns in der Geschäftsführung bei Weber einig, dass wir alles tun werden, um Kurzarbeit zu verhindern. Stattdessen haben wir uns der aktuellen Lage bestmöglich und aktiv angepasst. Wir beobachten heute, dass viele Unternehmen, die Kurzarbeit angemeldet haben, in der Folge nun mit Lieferschwierigkeiten kämpfen. Dass der Ausschluss von Kurzarbeit für uns die absolut richtige Entscheidung war, sehen wir auch an unserer sehr positiven Geschäftsentwicklung und Auftragslage.
Christof Renz: Nein, Kurzarbeit war zu keinem Zeitpunkt ein Thema bei Wentus. Im Gegenteil, aufgrund der gestiegenen Bedarfe haben wir zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und qualifiziert.
Gregor Scheffer: Nein, Kurzarbeit war und ist kein Thema. Im Gegenteil, wir haben aktuell eine riesige Dynamik im Unternehmen und erfahren gerade eine Beschleunigung unternehmensinterner Entwicklungen und Prozesse.
• Ist das Home-Office nur eine aktuelle Notlösung oder hat es in Ihrem Unternehmen auch nach der Pandemie Zukunft?
Hartmut Blöcher, CFO Weber Maschinenbau: Home-Office war bei Weber auch schon vor der Corona-Pandemie möglich. Über die Möglichkeit der Inanspruchnahme konnte auf Abteilungsebene, je nach Bedarf und Möglichkeit, entschieden werden. Die Anzahl der Tage im Home-Office variiert je nach Bereich stark. Nach der Pandemie wird sich dies fortsetzen, die Handhabung und Möglichkeiten werden zudem noch flexibler sein. Sowohl die technischen Voraussetzungen als auch die Bereitschaft zur Nutzung sind flächendeckend vorhanden. Der Großteil der Mitarbeiter*innen möchte jedoch ins Büro zurückkehren und sieht Home-Office als Ausnahme von der Regel an. Die Nutzung wird überall da möglich sein, wo Bedarf besteht und es der Arbeitsplatz sinnvoll ermöglicht.
Christof Renz: Home-Office haben wir in den Hochzeiten zu fast 100 Prozent genutzt, wo es möglich war. Es wäre schlecht, wenn das nur eine „Notlösung“ gewesen wäre. Wir haben viel dabei gelernt, nämlich was man zuhause effizienter erledigt als im Büro und was nicht, und welche elektronischen Mittel eine gute Zusammenarbeit auf Distanz ermöglichen. Wir werden das Konzept „Home-Office“ angepasst weiter nutzen und fortlaufend verbessern. Ich erwarte daraus eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und eine gesteigerte Produktivität.
Gregor Scheffer: Bereits vor Corona ermöglichten wir Mitarbeitern das mobile Arbeiten. Dadurch waren wir im März 2020 in der Lage, innerhalb von zwei Tagen viele zusätzliche Home-Office-Arbeitsplätze zu realisieren. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Telearbeit und Präsenz ist wichtig.
• Gab und gibt es Engpässe, etwa bei Rohstoffen oder in den Lieferketten?
Robert Schwabe, Prokurist und Leitung Einkauf Weber Maschinenbau: Bisher konnten wir der angespannten Marktlage gut entgegenwirken. Wir haben an vielen Stellen vorgesorgt und können durch unsere extrem hohe Eigenfertigungstiefe sehr flexibel reagieren. Das ist gerade in der aktuellen Zeit ein sehr großer Vorteil. Trotzdem erwarten wir natürlich auch weiterhin Herausforderungen in der Versorgung mit einhergehenden Preissteigerungen und werden daher weiter in die Resilienz unserer Lieferkette investieren.
Christof Renz: Seit Dezember 2020 verschärft sich die Beschaffung von Rohstoffen für Kunststofffolien unter noch nie dagewesenem Preisanstieg, dazu kamen kürzlich Paletten, Container und andere Güter und Dienstleistungen hinzu. Nicht immer können wir produzieren, was wir produzieren sollten und wollen. Und der Planungsaufwand erfordert eine schnelle und effiziente Kommunikation im Unternehmen. Bislang sind wir mit einem „blauen Auge“ davongekommen. Ob das aber auch in den kommenden Monaten so sein wird, kann ich nicht beurteilen. Ich bezweifle aber, dass dies ein unmittelbarer Effekt der Pandemie ist.
Gregor Scheffer (Bild li.): Nach Überprüfung und Bewertung unserer Sicherheitsbestände haben wir diese – gerade bei kritischen Rohstoffen – vorsorglich erhöht, um eventuelle Lieferengpässe zu überbrücken. Auch haben wir weitere alternative Beschaffungsmöglichkeiten ermittelt, um auch hier für alle Fälle gerüstet zu sein. Mit Preissteigerungen bei Rohstoffen ist zu rechnen.
• Hat die Pandemie die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen beschleunigt?
Ingo Rother, CDO und Bereichsleiter IT & Digital/Unternehmensentwicklung Weber Maschinenbau: Wir haben bei Weber die Weichen für die Digitalisierung bereits vor Jahren gestellt, jedoch wurden die Maßnahmen und Handlungen durch die pandemiebedingten Erfordernisse fokussiert und die Umsetzung stark beschleunigt. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass Digitalisierung kein Modewort ist, sondern erforderlich, um in einem schwierigen, sich schnell ändernden Umfeld effizient handeln zu können. Das Verständnis und das Bewusstsein für Digitalisierungsprojekte haben sich dabei direkt aus dem Alltag während einer Pandemie ergeben.
Christof Renz: Allerdings, wir haben nicht nur in die Infrastruktur wie zum Beispiel Laptops und Videoequipment investiert und unsere Serverlandschaft entsprechend aufgerüstet, sondern vor allem im Rahmen der Home-Office-Nutzung alle dokumentenbasierten Prozesse optimiert und, wo möglich, auf papierlos umgestellt. All dies werden wir noch in 2021 mit einem Dokumentenmanagementsystem perfektionieren und damit auch schneller und fehlerfreier werden. Vor allem aber hat die Zusammenarbeit über Videotelefonie bzw. -konferenzen eine „digitale“ Form angenommen, die sich hoher Akzeptanz erfreut..
Gregor Scheffer: Ja, heute geben wir weltweite Online-Webinare. Vor Corona hätten wir solche Schulungen gar nicht in Erwägung gezogen.