Nachhaltige Fleisch-Partnerschaft auf der Schwäbischen Alb
Wenn ein Schlachtbetrieb und ein Landwirt auf der Schwäbischen Alb Schulter an Schulter mit einem Schwergewicht des europäischen Lebensmittelgroßhandels agieren, entsteht eine eigene, durchaus plausible Interpretation von Nachhaltigkeit. Mit einer Regionalität, die vom Schweinestall bis hin zum fertigen Produkt reicht. Besuch im Ländle, wo AlbfoodAlbfood schon seit Jahren im Spannungsfeld zwischen lokaler Produktion und überregionaler Vermarktung agiert. Der Schlacht- und Fleischverarbeitungsbetrieb produziert an seinem Standort in Haigerloch-Gruol große Teile des Ursprung-Sortiments von Transgourmet.
„Vor 20 Jahren sind wir für unseren Entschluss, weiterhin selber zu schlachten, ausgelacht worden“, erzählt Alexander Siedler und setzt dazu sein breitestes schwäbisches Grinsen auf. Das Lachen ist den damaligen Kritikern längst vergangen. „Unsere Produkte sind heute gefragter denn je. Wir sind ausgelastet und blicken optimistisch in die Zukunft.“
Zurück in die Zukunft bei Albfood
Wie groß der Optimismus ist, zeigt schon allein die Tatsache, dass die Unternehmerfamilie Siedler gerade kräftig in den eigenen Betrieb investiert hat. Mit neuen Büroräumen, aufpolierter Schlachtung und Produktion sowie kosmetisch-infrastrukturellen Maßnahmen auf dem Betriebsgelände. Ein ausgeklügeltes Wärme- und Kältekonzept reduziert darüber hinaus den Energie- und Trinkwasserverbrauch des Betriebs.
Ein nachhaltiges Zurück-in-die-Zukunft bestimmt die Fleischverarbeitung. Die seit Jahrzehnten bei Albfood praktizierte Warmfleischzerlegung (Bild o. re.) kommt ohne Phosphate aus. Zudem herrscht das Nose-to-tail-Prinzip, also die Komplettverwertung des gesamten Tierkörpers. In der tiefsten schwäbischen Provinz, gut eine Autostunde südlich von Stuttgart, entsteht so eine Säule des Ursprung-Sortiments von Transgourmet. Wurst, Fleisch, Fertiggerichte und regionaltypische Gläsle – das Portfolio reicht von diversen Schweineteilen (Hüfte, Nacken, Lachs etc.) über Wurst (Lyoner, Kochsalami, Bierschinken, Leberwurst etc.) bis hin zu Fertiggerichten vom Schwein wie Braten mit Sauce, Geschnetzeltem und Gulasch. Nur eine Säule des Albfood-Geschäftsmodells.
„Wir sind eine Manufaktur“
Unter eigenem Namen decken die Siedlers außerdem so ziemlich die gesamte Bandbreite an Fleischprodukten und -spezialitäten ab. Mit Rezepturen, die Alexanders Bruder Klemens Siedler ersinnt. Rindsrouladen, Spieße vom Schwein oder der Pute, alle nur erdenklichen Arten von Wurst und dazu ein kleines, aber feines Veggie-Sortiment gewissermaßen als i-Tüpfelchen – „geht nicht gibt’s nicht“ ist bei den Brüdern mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Bei aller Sortimentsbreite und -tiefe beharrt Alexander Siedler auf eine klare, „ursprüngliche“ Positionierung: „Wir sind kein Industrie-, sondern ein Handwerksbetrieb, eine Manufaktur.“
Im Schlachthof werden Tierwohl-Richtlinien peinlich genau eingehalten, damit die Schweine und Rinder vor ihrem Exitus möglichst wenig Stress erleiden müssen. Dafür sorgen routinierte Könner, die teilweise schon seit Jahrzehnten bei Albfood „schaffen“, worauf Alexander Siedler besonders stolz ist. Ähnlich das Bild in der Produktion: Damen und Herren in ihren besten Jahren, wohin das Auge blickt – gelebte Arbeitskultur unter den rund 50 Mitarbeitern von Albfood. Und damit eine besondere Art von Nachhaltigkeit in einer Branche, in der sich das Personalkarussell immer schneller und unbarmherziger dreht.
Das glückliche Stunzachtäler Hofschwein
Tatsächlich entstehen bei Albfood nicht nur die Fleisch- und Wurstprodukte, sie werden dort auch lieferfertig verpackt. „Wir können mit unseren mechanischen Anlagen hier sowohl Teil- als auch Vollkonserven herstellen“, erklärt Alexander Siedler und verweist auf die Expertise seines Unternehmens, „wir machen das seit 40 Jahren.“
Basis für Siedlers Produktvielfalt ist das Stunzachtäler Hofschwein, gezüchtet von Silvia und Leander Schreiner. Ihr Bauernhof liegt keine fünf Kilometer von Albfood in Rosenfeld-Heiligenzimmern. Im Schweinestall der Schreiners wird die nachhaltige Zukunft der Schweinezucht quasi vorweggenommen.
Jedem Tier steht dort gut doppelt so viel Raum zur Verfügung, wie vom Gesetzgeber verlangt. Aber nicht nur auf die Fläche kommt es auf dem Stunzachtalhof an. Über 500 Schweine bekommen gentechnikfreies Futter von den umliegenden Feldern. Sie stehen auf einem Boden ohne Spalten, aber mit viel Stroh, können sich duschen, verfügen über reichlich Beschäftigungsmöglichkeiten und noch mehr Auslauf. In jeder der 18 Boxen führt eine Klappe ins Freie. Alexander Siedler sieht den Stall seiner landwirtschaftlichen Partner denn auch nicht als solchen, sondern als „Wohlfühl-Oase für Schweine“ (Bild o. li.).
Ein Win-win-Triumvirat
„Unser Hof ist bereits seit 1968 im Geschäft mit Albfood“, berichtet Leander Schreiner. „Als Alexander Siedler vor sechs Jahren mit der Transgourmet-Idee auf uns zukam, mussten wir nicht lange überlegen.“ Heute ist sein ganzer Mastbetrieb 1-Stern-zertifiziert nach den Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes.
Der Hof mit rund 60 Hektar Anbaufläche produziert exklusiv für Albfood. Eine Beziehung, von der alle Beteiligten profitieren. Der Landwirt von einem Partner, der ihm auch in schwierigen Zeiten – der Preis für Schweinefleisch ist wegen der Afrikanischen Schweinepest gerade schwer unter Druck – ein verlässliches Ein- und Auskommen garantiert. Der Produzent von einem Hof, der mit seinen nachhaltigen Tierwohlstandards eine besondere Fleischqualität liefern kann. Und nicht zuletzt ein Vermarkter wie Transgourmet, der die Qualitäten seiner beiden schwäbischen Partner in einem Sortiment umgesetzt hat, das längst ein Bestseller geworden ist.
Die Partnerschaft ist immer noch ausbaufähig
Von den rund 300 Ursprung-Artikeln stammen etwa 50 von Albfood. Und für Transgourmet ist die Partnerschaft noch ausbaufähig. „Wir planen weitere Produkte mit Albfood, weil hochwertige Convenience-Produkte mit der richtigen Herkunft und Geschichte großes Potenzial haben“, erklärt Christian Drexler, Brand Manager Transgourmet Ursprung. Gewachsene, nachhaltige Strukturen also, wie sie gerade in der umkämpften Fleischbranche alles andere als alltäglich sind. Alexander Siedler nimmt‘s mit Humor: „Von uns darf sich so mancher gerne eine Scheibe abschneiden.“
Christian Blümel