HWK-Vizepräsident Christian Läpple sprach 54 Teilnehmer des 441. Meisterkurses der Fleischerschule Landshut per Video frei.
Auch unter den aktuellen schwierigen Bedingungen sind besondere berufliche Erfolge möglich: Mit der Prüfung durch die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz nahm am vergangenen Samstag, 23. Mai 2020, für 54 Teilnehmer aus ganz Deutschland der 441. Meisterkurs der 1. Bayerischen Fleischerschule Landshut ein glückliches Ende. Der Lehrgang war wegen der Corona-Pandemie Mitte März nach neun Wochen unterbrochen und am 1. Mai unter strengen Sicherheitsvorkehrungen fortgesetzt worden. Der dazu passende, krönende Abschluss: Die Freisprechung der jungen Meister erfolgte per Video.
„Diesen besonderen Kurs werde ich nie vergessen“, erklärte Schul-Geschäftsführerin Barbara Zinkl bei der Verabschiedung der Absolventen – einzeln und ohne Handschlag. Das eigens entwickelte Hygienekonzept hat man zuletzt verinnerlicht: Einzelplätze, Mund-Nasen-Schutz und 1,5 Meter Mindestabstand waren sowohl im Theorie- als auch im Praxisunterricht Pflicht. Die Prüfungen sahen neben Social Distancing auch verlängerte Zeitfenster zwischen den Teilnehmern vor. „Die Disziplin und Rücksichtnahme aller Beteiligten hat mich sehr beeindruckt“, lobte Zinkl.
Annika reiste 676 Kilometer zum Meisterkurs
Insgesamt 47 Fleischer und sieben Fleischerinnen aus Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg nahmen die elfwöchigen Mühen der Fortbildung auf sich. Den weitesten Anreiseweg hatte mit 676 Kilometern Annika van de Mötter (26) aus Goch an der holländischen Grenze, den kürzesten mit 24 Kilometern Dominik Hadaller aus Rottenburg an der Laaber.
Der 19-jährige Lokalmatador hatte zuvor die Mittlere Reife und eine Fleischerlehre in der Metzgerei Böhmfelder in Ingolstadt absolviert. Seitdem arbeitet der Jungmeister in dem vor 42 Jahren vom Großvater Konrad Hadaller gegründeten Familienunternehmen mit seinem Vater Armin Hadaller Hand in Hand.
Ein Lokalmatador und zwei Brüderpaare
Die Hadaller Naturdarm und Nebenprodukt GmbH mit Standorten in Süddeutschland hat sich auf die Veredelung von Schlachtnebenprodukten spezialisiert. Die dritte Generation soll diesen einmal übernehmen und erfolgreich weiterführen. Mit dem Meisterbrief in der Tasche wird Dominik Hadaller als echter Allrounder Aufgaben von Verarbeitung und Produktion bis zu Verwaltung und Vertrieb übernehmen. Um Erfahrungen außerhalb des Familienunternehmens zu sammeln, möchte er demnächst ein einjähriges Praktikum in einem anderen Fleischereibetrieb absolvieren. Auch über eine mögliche Fortbildung zum Betriebswirt des Handwerks denkt er nach.
Gleich zwei Brüderpaare holten sich an der Isar ihren Meistertitel – Sebastian (30) und Valentin Haßlberger (27) aus Rottau bzw. Übersee sowie die 25-jährigen Zwillinge Manuel und Marcel Sedlmeier aus Deggendorf. Sie alle mussten sich in mehr als 500 Unterrichtseinheiten nicht nur durch „trockene“ Themen wie Buchführung und Lebensmittelhygiene bis hin zu Steuerrecht und Arbeitspädagogik in der Fachtheorie kämpfen. Der umfangreiche Lehrplan umfasste zudem im Praxisteil Themen vom Zerlegen über die Wurstproduktion bis hin zur Perfektionierung von Verkaufsgesprächen und Warenpräsentation. Eine Exkursion zum Vion-Schlachthof in Waldkraiburg gab Einblicke in die Schlachtpraxis.
Zahllose Büffel-Stunden haben sich gelohnt
Auch wenn die traditionelle Abschlussfeier coronabedingt entfallen musste – das Team der 1.BFS organisierte ein exklusives Fotoshooting für die Jungmeister und Barbara Zinkl gratulierte zu den Prüfungsleistungen. Zahllose Stunden Büffeln hätten sich gelohnt; mit dem Meisterbrief stünden ihnen viele Führungspositionen im In- und Ausland offen. Sie rief dazu auf, sich für die Branche zu engagieren „Mit Hand.Herz.Verstand“ (so der Schulslogan), junge Leute für die Berufe im Fleischerhandwerk zu begeistern und auszubilden. Wichtig sei auch die Kontaktpflege, etwa über den fast 600 Mitglieder zählenden Absolventenverband der 1. BFS; so könne man netzwerken, Ideen austauschen und Freundschaften bei regelmäßigen Treffen pflegen.
Eine große Überraschung gab es nach Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse: Der eigentlich als Festredner für die Meisterfeier vorgesehene HWK-Vizepräsident Christian Läpple richtete in einer Videobotschaft (zu sehen auf der facebook-Seite der 1.BFS) das Wort an die frischgebackenen Meisterkollegen. Er bescheinigte ihnen, tagtäglich in verantwortungsvollem und professionellem Umgang mit dem wertvollen Lebensmittel Fleisch echte Köstlichkeiten herzustellen. Zwischen den Kunden und ihnen bestehe ein besonderes Vertrauensverhältnis, das für viele Verbraucher heute wichtiger denn je sei.
Meisterbrief, Schuldiplom und Meister-M
Läpple: „Sie haben sich weitergebildet, Qualifikationen dazugewonnen und neues Wissen erworben, um allen künftigen Herausforderungen erfolgreich trotzen zu können. Darauf dürfen sie stolz sein!“ Er wünschte den Absolventen alles Gute, sprach sie frei vom Gesellenstand und verlieh ihnen feierlich „Meisterehre, Meisterstand und Meistertitel“. Neben dem Meisterbrief und dem exklusiven Schuldiplom erhielt jeder Absolvent ein silbernes „Meister-M“ fürs Revers.