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Muttersau Tierhaltung Bioland

Bioland beklagt „ignorante Politik“

Datum: 06.03.20Quelle: Bioland | Colourbox.de | Ort: Mainz

„Klöckner lässt die Sauen links liegen“: Anbauverband kritisiert mangelnden Tierschutz in der Agrarpolitik.

Massive Kritik an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) kommt vom Anbauverband Bioland. Er wirft ihr und der gesamten Regierung fehlende Ambitionen, um Tierschutz nachhaltig zu verankern, vor. Die Ausmaße dieser „ignoranten Politik“ kämen insbesondere in der Schweinehaltung zum Ausdruck. Eigentlich sollte über das Thema Mitte Februar im Bundesrat abgestimmt werden. Es wurde jedoch kurzfristig von der Tagesordnugn gestrichen.

„Von einer verlängerten Frist der betäubungslosen Ferkelkastration über das schwache staatliche Tierwohllabel bis hin zur Erlaubnis von Kastenständen wird Tierwohl in Berlin zugunsten industrieller Strukturen einfach weggelächelt“, so Gerald Wehde, Geschäftsleiter Agrarpolitik bei Bioland. „Dass es auch anders geht und artgerechte Tierhaltung sich auch rechnet, zeigen zahlreiche verantwortungsbewusste konventionelle Landwirte und wir Ökobauern!“

Die Sau soll sich wohlfühlen

Landwirtschaftsministerin Klöckner wolle die Haltung von Muttersauen in Kastenständen für 17 weitere Jahre in einer überarbeiteten Nutztierhaltungsverordnung erlauben. Bioland ist alarmiert: „Die Annahme, dass ein Muttertier seine Ferkel gefährdet rechtfertigt keine Gefängnishaltung, in der die Sau wortwörtlich links liegen gelassen wird“, ärgert sich Wehde. „In Wahrheit geht es hierbei vielmehr um Wirtschaftlichkeit. Mit einer Kastenstandhaltung kann ein Landwirt in möglichst kurzer Zeit auf möglichst kleinem Raum möglichst viele Ferkel produzieren. Dass die Politik diesen Fakt dem Tierwohl vorzieht, ist skandalös!“

Industriell gehaltene Sauen verbringen in der Regel den Großteil ihres Lebens im Kastenstand. In diesen körpergroßen Metallgestellen können sie ihren natürlichen Bedürfnissen nicht nachgehen. Oftmals entwickeln sich körperliche Schäden aufgrund der Liegedauer und des Bewegungsmangels. In Deutschland habe ein Gericht diese Haltungspraxis schon vor Jahren für tierschutzwidrig erklärt.

Ein staatliches Tierwohllabel, das seinen Namen nicht verdient

Auch das geplante freiwillige Tierwohl-Kennzeichen des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung klammere die Haltungskriterien der Muttertiere und Ferkel nahezu aus. Jedem Tier stehe in allen Stufen nur der gesetzliche Mindeststandard von maximal 2,5 qm Fläche zur Verfügung. Viel weniger als die 7,5 qm nach EU-Ökoverordnung und Bioland-Standard. Auch die Fixierung von Sauen kurz vor und nach der Geburt bleibt in allen drei Stufen erlaubt. „Das Label grenzt für uns an Verbrauchertäuschung“, sagt Wehde.

Deutschlands führender Verband für Ökolandbau kritisiert zudem, dass das Tierwohllabel keine eigene Stufe für Bio-Fleisch vorsieht, wie es in der Eierkennzeichnung bereits erfolgreich praktiziert wird. „Beim Einkauf greifen Verbraucher zur vermeintlich besten Stufe und halten noch nicht einmal mit voller Garantie die wirklich bestmögliche Stufe, nämlich Bio, in den Händen“, so Gerald Wehde. Bioland appelliert an Ministerin Klöckner einsichtig zu sein und die Kritik von Verbrauchern, Landwirten und ihren Kollegen auf politischer Ebene ernst zu nehmen.

Um mehr Tierwohl zu erreichen begrüßt Bioland den Vorschlag der Borchert-Kommission, als Finanzierungsinstrument zum Umbau der Tierhaltung eine mengenbezogene Tierwohlabgabe auf tierische Produkte zu empfehlen. Denn im Gegensatz zur Mehrwertsteuererhöhung sei diese zweckbezogen und belaste Bioprodukte nicht überproportional.

Christian Blümel / Fleischnet

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