Fleisch aus tiergerechter Haltung wird für Verbraucher immer wichtiger – auf den Tellern wird es jedoch kaum landen. Das zeigt ein bundesweiter Marktcheck der Verbraucherzentralen.
Seit April 2019 kennzeichnen acht Handelsunternehmen Fleischprodukte einheitlich mit der „Haltungsform“, einem vierstufigen, freiwilligen Label für verschiedene Haltungsbedingungen. In einem nicht repräsentativen Marktcheck in 14 Bundesländern haben die Verbraucherzentralen im Mai und Juni geprüft, wie es um das Fleischangebot in den einzelnen Haltungsstufen bestellt ist. Insgesamt wurden 1.631 Produkte mit dem Haltungslabel betrachtet.
„Weniger als zehn Prozent des Fleischangebotes in Supermärkten und Discountern ist mit Stufe 3 und 4 gekennzeichnet. Das ist viel zu wenig und schränkt die Auswahl ein“, sagt Ernährungsexpertin Dr. Janina Willers von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Mehr als die Hälfte des Fleischangebots (56,3 Prozent), überwiegend Schwein und Rind, ist mit Stufe 1 gekennzeichnet. Das entspricht dem gesetzlichen Mindeststandard. Etwa ein Drittel der Produkte (33,8 Prozent) stammt aus der Haltungsform 2, in der Regel handelt es sich um Geflügelfleisch. Die Anforderungen der Stufe 2 liegen jedoch nur wenig über dem Mindeststandard.
„Damit stammen rund 90 Prozent des Fleischangebots der Supermärkte und Discounter aus einer Tierhaltung, die gerade einmal den Mindeststandard erfüllt oder knapp darüber liegt“, kritisiert Janina Willers.
Label-Wirrwarr
Ein weiteres Manko: Zwei Monate nach Einführung des einheitlichen Haltungslabels ist immer noch ein Drittel der Produkte im Marktcheck nach den alten, händlerspezifischen Modellen gekennzeichnet. „Das schafft keine Klarheit, sondern verwirrt beim Einkauf. Wenn Händler ihren Kunden mehr Durchblick bieten wollen, müssen sie konsequent mit der ‚Haltungsform‘ kennzeichnen“, so Janina Willers. Und: Um die Wahlfreiheit zu verbessern, muss Schweine-, Rind- und Geflügelfleisch auch in den Haltungsformen 3 und 4 gut verfügbar sein. Davon sind die Handelsketten derzeit weit entfernt und geben bisher auch keine Anreize, die zu einer Verbesserung des Angebotes in diesen Stufen führen.